Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Stoan-Bauer) — aber ös sagt's, ös seid's ein Agent vom Deamten- 
Verein^ — und i bin alles eher, nur koa Beamter. m 
„Das wär' nur die äußere Form, hat derselbige Mann gesagt, im Grunde 
genommen aber könne das, was der studirte Schreiber, der Lehrer, der l 
Amtsdiener u. s. w. thut, auch der Geschäftsmann und der Bauer thun, ^ 
kurz, es stehe jedermann frei, an dieser heilbringenden Einrichtung theilzu- ! 
nehmen. . 
„Ehrliche, tüchtige Männer hätten diesen Verein gegründet und von r 
einer Uebervortheilung nach irgend einer Seite hin sei keine Rede. L 
„Mich hat diese G'schicht net so übel ang'sehn und i hab in den Handel L 
eingeschlagen. Obwohl ich damals jung und g'sund und frisch wie der Fisch ' 
im Wasser war, g'rad wie mein Weiberl, so bin i do' a Versicherung auf ^ 
den Todfall eingangen. Gegenseitig auf 1000 fl. Das heißt, stirb i, kriegt . 
die 1000 fl. meine Alte; stirbt sie, fallt das Geldl mir zu. Das macht a ? 
monatliche ,Prämie von beiläufig 3 fl., i weiß's nimmer genau auf'n ' 
Kreuzer. 
„Den eigentlichen Schein, den man kriegt, und auf den ma, wann n 
ma'n vorzeigt, 's Geld ausbezahlt bekommt, den heißt man ,Polizze/ I 1 
„Lost's auf, Leutl, daneben hat man aber no das ,bene c , daß ma, ^ 
wann ma schon mehrere Jahr in die Versicherung eingezahlt hat, wann ma 
will, an Theil von feinem Geld wieder herauskriegt, also ein ,Darlehen^ ^ 
auf die Polizzen, was aber natürlich do christlich verzinst wird. Am Schluß ' 
bei der Auszahlung wird an nachher der Vorschuß abzogen. ^ 
„Es gibt aber bei den Versichern no a Menge Arten und Klauseln, ö 
so daß sich z. B. einer allein versichern lassen kann zugunsten einer ^ 
anderen Person (Frau, Schwester oder Bruder) oder umgekehrt, daß die 
Einschrift und Einzahlung eines anderen ihm wieder zufällt. Und so fort 
in derer Dicken. 
„Jetzt kommt aber 's Schönste und jetzt werd't 's es inne, warum 
und für was i heut so an' Schübl Geld kriegt hab. 
„I hab damals, vor zwanz'g Jahr'n, auch mein dreijähriges Kind, s 
mein Reserl, in d' Versicherung einschreiben lassen und zwar so, dass ihr, ' 
wann's ihr 23. Lebensjahr erreicht hat, 500 fl. ausbezahlt werden. ^ 
„Der Gspaß hat mi die zwanz'g Jahr hindurch monatlich so an ; 
1V 2 st- kost't, welchen Betrag i aus Lieb zu den Meinen mit meine fleißigen ; 
Händ' no alleweil aufgebracht hab/' 
„Ja aber, Michel,"' hat der Kramer Hiesl dreing'red't, „erlaub mir 
a Frag, was wär's denn aber dann g'wesen, wann du früher g'storben 
wärst, und wann du schon längere Zeit eingezahlt hätt'st in die Versicherung 
— da wär' halt das Geld rein h'nausg'worfen g'wesen, net war?!" 
„Gar keine Idee", hat der Müller Michel drauf erwidert, wann i 
g'storb'n wär, hätt jede Prämien-Zahlung aufg'hört, und meine Tochter 
hätt do am heutigen Tag die 500 fl. ausbezahlt kriegt! Das is eben das 
Anständige an derer G'schicht. 
„Mach aber die Ohren auf: wär' unter der Zeit meine Rest g'storb'n, 
so hät' i das eingezahlte Geld bei Heller und Pfennig wieder zurück 
bekommen.
	        
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