Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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heraus, als wie sich ihn der Grubenbauer gedacht hatte. Und das ist immer 
so. Ein verhätscheltes Hänslein wird ein ungenießbarer Hans. Das merk' 
dir! — — — —. — — — Im Wirtshaus unterm 
Grubenhof gieng's lustig her. Kathrein war's und die stellt Musik und 
Tanz ein. Drum bewegte sich alles, alt und jung, Bauer und Knecht und 
tanzten in lustigen Reihen das letztemal in diesem Jahr. 
Fest aufgeputzt waren die Dirn/ und die Buam, lachten vor Freud', 
wenn sie, 's Diandl umschlungen, im Saale umhertanzten. Und das ist 
schön so am Kathrein. 
Eben erzählte an einem Tisch im Ecke des Tanzsaales den darum 
sitzenden Bauern der Meßner die Erlebnisse der letzten Wallfahrt nach 
Pingaberg, als zwei Burschen, jeder ein Glas mit Wein gefüllt, hinzutraten 
und mitten in das Gespräch hinein zu singen anfiengen: 
„Buama, seid's lusti, 
Thnat's nemma trauern, 
Da Tuifl is g'sturbn, 
Hiaz' than's d' Höll' vermauern." 
Wie vom Blitz getroffen fuhr der Meßner zusammen, während die 
Bauern hellauf lachten. „Hört's Buam," rief der alte Poningbauer, „singt's 
dös noch amol!" 
Und sie sangen's noch einmal die Buam vom G'stenzerbanern, der 
Franzl und der Tonl. 
Da plötzlich fuhr der Meßner auf, so daß die Bauern fast erschraken. 
„Buam," sprach der Meßner, „dös leid' i nit, wann i beim Tisch 
sitz', daß ös 'n Tuifl verlacha thnat's!" 
Ein Bauer sah den andern an und keiner wußte, was er dem Meß 
ner antworten soll. Die G'stenzerbauernbuam lachten jedoch den Meßner 
höhnisch an und fiengen von neuem an zu singen: 
„Da Meßna und da Tuifl 
Z'samm sän dös zwa 
Und 'n Meßna sei' Schwiegamuata 
Kennt da Tuifl a." 
Jetzt aber war's aus und g'scheh'n. Der Meßner sprang auf, erwischte 
seinen Hut, und mit dem Ausruf: „In einer solchen glaubenslosen Gesell 
schaft kann ich nicht länger bleiben!" eilte er zur Thür hinaus. 
„Hört's Buam," sprach ein anderer Bauer, „habt's den Meßna unter- 
brocha, wia er uns die G'schicht von Pingaberg g'rad erzählen wollt' — 
und beleidigt habt's 'n auch. Er sagt's g'wiß 'n Herrn Pfarra!" 
„Mir ham vom Herrn Pfarra- eh nix g'redt," antwortete Franzl, 
„und Bös' g'wiß a nix thoan, — er sull's nur sog'n." 
Während sich diese komische Scene abspielte, tanzte das lustige Bölk- 
lein einen aber schon geharnischten Landler und die Musik lockte immer von 
neuem auch die Alten zum Tanze an, bis nach und nach fast alles auf 
den Beinen war. Auf einmal hörte man einen lauten Aufschrei. Die 
Musik verstummte plötzlich und alles drängte sich zur Thür in das Neben 
zimmer des Tanzsaales, woher der Aufschrei gekommen.
	        
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