Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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müse- und Salatarten für den Sommer- und Winterbedarf, daß ihr Tisch 
mit Hinzunahme des selbstgeschlachteten Fleisches und des Dörrobstes stets 
einige Abwechslung bietet. Dabei wird zugunsten der bäuerlichen Casse der 
Mehlkasten geschont, und doch wird Schmalhans nicht Küchenmeister sein. 
Ein gut gepflegter Hausgarten sollte der Stolz jeder ländlichen Hausfrau 
und deren Töchter sein. Aber auch der Mann dürfte manche Stunde heraus 
finden, um bei dieser Pflege die Frau zu unterstützen. Zudem sind die Ge 
müse- und Baumgärten, die ein Bauerndorf umrahmen, die erste ländliche 
Schönheit, die uns Vergnügen macht. Ausgaben, welche wir zur Hebung 
dieser Nebenzweige der Landwirtschaft machen, sind alle auch einträglich. 
Aber gerade als sparsame Verbraucherin spielt die tüchtige Hausfrau, 
wie schon gesagt, die allerwichtigste Rolle. Auf die ökonomische Eintheilung 
und den zeitgemäßen Wechsel im Verbrauche, ans die Kenntnis der Nahrungs 
mittel und Haushaltungsgegenstände, ferner auf die Uebung in der Auf 
wendung der richtigen Menge kommt so viel aü, daß eine Frau, welche 
hierin Meisterin ist, unsere höchste Achtung verdient. 
Das alte Sprichwort, daß eine Frau mit der Schürze so viel hinaus 
tragen könne, als der Mann mit dem Wagen einführt, hat seine volle 
Wahrheit. Eine Frau, die gerne auf die Märkte geht oder bei welcher die 
bekannte Sorte von Kaufleuten häufig Eingang findet, macht sicher viele 
unnütze Ausgaben. Sie kauft bei diesen glatten, schlauen Menschen immer 
billig, wie sie meint; und wenn man das viele, was sie so ein Jahr lang 
kauft, zusammenrechnet, macht dieses billige Kaufen eine solche Summe aus, 
daß man versucht sein könnte, zu glauben, der Mann, der solch eine Frau 
hat, müsse bald reich werden. Leider tritt sicher das Gegentheil ein. Denn 
die Frau kauft viel nnnöthiges und viel schlechtes Zeug; sie versieht das 
Haus mit Dingen, die über das berechtigte Bedürfnis des schlichten Land 
wirtes hinausgehen. Die Einnahmen aus der Milchkammer und dem 
Hühnerstalle reichen bald nicht mehr zu diesen Aufwänden ans; es werden 
Schulden gemacht, was eine Zeitlang ganz glatt abgeht. Ich kenne ganz 
bestimmte Fälle, wo solche Schulden -den Mann an den Rand des Ver 
derbens gebracht haben. Darum, meine lieben Landwirte und Landwirt 
innen, meine eindringliche Mahnung ist die: laßt grundsätzlich solche 
Hausirer nicht ins Haus. Hat die Frau ein Bedürfnis, so spreche sie 
darüber mit ihrem Manne und ihren Töchtern oder der Mutter und 
Schwiegermutter. Ist die Anschaffung als nothwendig beschlossen, so kaufe 
sie den Gegenstand so nahe, als er richtig zu haben ist. Auf diese Weise 
würden gewiß weniger unnütze Ausgaben gemacht. 
Etwas ganz anderes ist es, wenn eine praktische Hausfrau es vor 
zieht, die Haushaltungsbedürfnisse im großen, wie man sagt, einzukaufen: 
sie wird dies dann aber nicht in einer fernen Großstadt brieflich thun, 
sondern sie wird zu dem nächsten leistungsfähigen Kaufmann des Dorfes 
oder eines Nachbarortes gehen und den Bedarf auf einige Wochen kaufen. 
Ein vernünftiger Kaufmann wird sicher einer solchen guten Kundin, die ihr 
bares Geld hinlegt, mit kleinerem Nutzen verkaufen. Die sparsame Hausfrau 
aber wird, wenn sie einen Vorrath in ihren Behältnissen sieht, kein Gramm 
mehr verbrauchen, während sie anderseits jedoch viele Gänge spart.
	        
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