Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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Neuerlich wird sie auch in Spitälern als Verbandmaterial benutzt; 
sie wird ferner zur Papierfabrication und sogar zu Geweben verwendet. 
In Ställen jeder Art ist die Torfstreu leicht und einfach anzu 
wenden; natürlich muß die Streu gleich wie das Stroh trocken aufbewahrt 
und verwendet werden; auf je einen Centner Lebendgewicht eines Thieres, 
welches fortwährend im Stalle steht, genügt ein Centner Torfstreu für ein 
Jahr; wäre das Thier sechs Centner schwer, so sind sechs Centner Torf- 
streu jährlich erforderlich. 
Die Streu wird 12 bis 15 Centimeter hoch aufgetragen; für den 
Anfang ist es räthlich, Stroh obenauf anzubringen, bis sich die Thiere an 
die ihnen fremde Streufarbe gewöhnt haben. 
Dasselbe Lager kann vierzehn Tage ununterbrochen ausgebreitet 
bleiben; naßgewordene Streu kann man, wenn man sparen will, unter die 
Krippe rechen, um sie zu trocknen und dann wieder zu verwenden. 
Die Vortheile der Torfstreu für Stallungen sind bedeutende. Durch 
das sofortige Aufsaugen aller Abfallstoffe wird deren lästiger Geruch voll 
kommen beseitigt und mit demselben verschwindet auch das von ihm an 
gelockte Ungeziefer. 
Wenn man sich vorstellt, daß die Hausthiere einen großen Theil ihres 
Lebens in schlecht gelüfteten und durch ihre eigenen Excremente verpesteten 
Stallungen zubringen müssen, so darf man sich nicht wundern, daß die 
Thiere so oft erkranken; die kaum ausrottbare Lungenseuche des Rindviehes 
ist auf diesen Umstand zurückzuführen. Die Lungenkrankheit ist bei Rindern 
so häufig, daß beim Viehhandel eine Gewähr Hierwegen nicht selten ab 
gelehnt wird. 
Die zahlreichen Erkrankungen der Pferde an Katarrhen, Lungen- und 
Augenentzündungen sind auf die beizenden Ammoniak-Ausdünstungen ihrer 
Ställe zurückzuführen. 
Unsere Hausthiere haben ursprünglich auch im Freien gelebt und 
besitzen deren Organe dasselbe Bedürfnis nach gesunder und frischer Luft 
wie die unserigen. 
Bei Verwendung der Torfstreu in Stallungen kommen Rinnen und 
Jauchegruben in Wegfall; sie gestattet auch das Lager der Thiere voll 
kommen horizontal herzustellen, da für den Abfluß von Jauche keine Vor 
richtung mehr erforderlich ist. Es ist dies ein nicht zu unterschätzender Vor 
theil namentlich für trächtige Thiere, weil dieselben auf horizontalem Lager 
vollkommen ausruhen können, was bei den nach hinten abschüssigen Ständen 
nicht der Fall ist, gerade wie auch uns das Stehen auf einer schiefen Ebene 
oder das Sitzen auf einer nach vorne abschüssigen Bank auf die Dauer 
unbequem wird und eine behagliche Ruhe ausschließt. 
In Schweinestallungen empfiehlt es sich, die Streu vom Freßtroge 
etwas' entfernt zu halten, weil. die Thiere iw ihrer Gierde die flüssige 
Nahrung um den Trog herum verzetteln. 
In Geflügelstallungen kann man bei Anwendung von Torfstreu neben 
der Geruchlosigkeit alsbald die Abnahme des lästigen Ungeziefers wahrnehmen. 
Ein weiterer Vorzug der Torfstreu vor anderen Streumitteln ist ihre 
große Aufsaugungsfähigkeit; Waldstreu saugt das einfache, Sägemehl das
	        
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