Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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fahren, um beim Herausziehen daran zu sehen, wie viel feine Unkrautsämerei 
und Staub daran hängen bleiben. In früherer Zeit, wo es noch kein- 
folchen Putzmaschinen gab, war ein gewisses Maß davon förmlich markte 
recht, der Käufer wußte, er hat es mit in den Kauf zu nehmen, ein 
Zustand, der sich heute freilich geändert hat, auch gar nicht mehr respeetirt 
wird. Bei den vorzüglichen Specialgeräthen der Neuzeit und bei sorg 
fältiger Anwendung derselben darf von wertlosen Bestandtheilen auch im 
Marktgetreide keine Rede mehr sein. Heute läßt sich der Stand der Land 
wirtschaft eines Landes, einer Gegend ganz wohl danach beurtheilen, in 
welchem Grade die Landwirte ihr Getreide reinigen; so fiel es z. B. vor 
wenigen Jahren sehr in die Augen, daß die zur Schau ausgestellten 
ungarischen Getreideproben durchwegs sehr sauber waren, während in dem 
sogenannten orientalischen Pavillon für die Schau-Objecte der östlich an 
Ungarn grenzenden Länder das ausgestellte Getreide derselben mehr 
weniger Unkrautsamen und andere fremde Bestandtheile enthielt, wohl ein 
Beweis, daß die Felder dort noch zu wenig unkrautfrei gehalten werden, 
daß man für Saatgut und Marktgetreide noch nicht oder nur wenig von 
den modernen Hilfsmitteln für Qualitätserhöhung Gebrauch macht. 
Die Trennung aller fremden Bestandtheile vom Getreide hat für den 
Wert desselben insofern eine wesentliche Bedeutung, als ihr Gewicht natürlich 
dasjenige des reinen Kornes um so viel verringert, dagegen, weil unlieb 
same schädliche Beimischungen ausgeschieden wurden, den Wert desselben an 
gemessen erhöht und es, was die Hauptsache ist, leichter verkäuflich macht. 
Derzeit stellt man jedoch seitens der Getreidebörsen, der Militärmagazine, 
Brauereien, Mühlen, Preßhefefabriken u. s. w. weit höhere Bedingungen 
an marktrechtes Getreide als früher, und wer da mit Qualitäten auf den 
Markt kommt, wie sie früher üblich waren oder Aufnahme fanden, sieht 
sich entweder damit beiseite gesetzt oder muß sich empfindliche Preisabzüge 
gefallen lassen, die meist mehr betragen, als wenn der Producent selbst die 
bessere Herstellung vorgenommen hätte. Fortschritte in der Cultur einerseits, 
in der technischen Verwendung anderseits haben zur Erkenntnis geführt, 
daß einzelne Getreidespecies, sowie gewisse Beschaffenheiten derselben einen 
höheren Gebrauchswert haben als andere; insbesondere ist dies bei der 
Gerste der Fall, wo nur die besten Körner bei der Mälzung die größte 
Ausbeute an Diastase ergeben, ebenso auch die größte Keimungsenergie 
zeigen. Heute will man nicht nur schwere Hafer, sondern man strebt auch 
nach Sorten, bei welchen das Gewicht der Hülse im Verhältnis zum Mehl 
kerne ein für die letzteren immer günstigeres wird. In je höherem Grade 
solche Eigenschaften bei den verschiedenen Getreidearten zutreffen, desto 
bessere Preise wird der Producent im Verhältnisse zu dem Durchschnitts 
preise des Marktes erzielen. Insbesondere trifft dies beim Verkaufe von 
Saatgetreide zu, wo eben die Aussortirung der schönsten Körner die Haupt 
sache ist und am höchsten gezahlt wird. 
In Anbetracht all dieser Vortheile kann man den Landwirten wohl 
nur eindringlichst rathen, mit der Anschaffung von Trieurmaschinen nicht zu 
zaudern, um so recht bald und allseitig höhere Getreide- und auch bessere 
Gelderträgnisse zu erzielen. Anton Tausche.
	        
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