Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

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des schönsten und reinsten Saatgutes, hochfeinen Marktgetreides kennen zu 
lernen. 
Ueber die Vortheile der Anwendung der Getreidereinignngs-Maschinen 
wollen wir uns mit einigen Worten verbreiten. 
Die Trieurs (Unkrautauslese-Maschinen) sind eine französische Er 
findung, entstammen dem dortigen, sich oft gerade in den kleineren Cultur 
maßnahmen äußernden, ausdauernden Fleiße; derzeit sind sie jedoch auch 
in Deutschland bereits überall zu finden, während die Trieurs in Oesterreich 
noch in weiten Kreisen, wohl in vielen tausenden von Gemeinden un 
bekannte Neuheiten sind. 
Ein richtiger Trieur kann ohne Auswechslung des Cylinders entweder 
nur für Weizen und Roggen, oder für Gerste und Hafer bestimmt und 
gebraucht werden; hat aber ein Trieur einen Wechselcylinder, dann können 
sämmtliche Fruchtarten darauf Verarbeitung finden. Ihre Einrichtung 
gründet sich in der Hauptsache ans der Verschiedenheit der Dicke und 
Länge der Getreidekörner und jener lästigen Körner, die man daraus 
entfernen will. 
Zweck des Trieurs ist Ausscheidung der Unkrautsämereien, wie: 
Raden, Wicken, Mohn, Distelsamen, Kleber, Trespe re.; ferner-müssen 
damit aber auch zerbrochene, nicht ausgereifte und verschrumpfte kleine 
Körner ausgeschieden werden können. Als tadelloses Saatgut kann eben 
nur jenes gelten, welches aus vollkommen ausgebildeten und schwersten 
Körnern besteht, indem zahlreiche Versuche ergeben haben, daß nur die 
schwersten Körner den höchsten Ertrag liefern, während alle kleineren, 
leichteren Körner auch wieder nur schwächliche Pflanzen zur Folge haben,, 
es mag das Feld so stark gedüngt sein, als nur immer statthaft ist. 
Die Unkrautpflanzen beeinträchtigen den Stand der Früchte und zehren 
mit an den Nährstoffen des Bodens; diese ungeladenen Gäste können, wie 
Versuche darlegen, den Ertrag des Feldes bis zu 50% herabdrücken, machen 
sich dann jedoch auch noch bei der Reinigung der Ernteproducte unliebsam 
geltend und erschweren und vertheuern die Herstellung hochqualificirter Ware. 
Kleine, schwache, zerbrochene Körner — letztere resultiren oftmals bei 
den Göpeldreschmaschinen — erhöhen jedoch auch die nöthige Saatmenge 
und kann der Mehrbedarf bis zu 25% ansteigen, was leider bei vielen 
Landwirten gar nicht in Betracht gezogen wird. Also größerer Saatbedarf 
bei kleineren Erträgen! 
Nun ist jedoch auch zu beachten, daß je schöner und kräftiger die 
einzelne Pflanze ist, um so widerstandsfähiger ist sie gegen äußere schädliche 
Einflüsse; also ergeben sich auch sicherere Erträge aus der möglichst besten 
Reinigung des Saatgutes. 
Aber die meisten Landwirte möchten den Nutzen einer culturellen Maß 
nahme gern sofort zwischen Daumen und Zeigefinger spüren, bar auf der 
Hand sehen, und einen solchen Vortheil zeigt der Fortschritt auf diesem Ge 
biete gewiß überall, wo man die rigorose Reinigung und Sortirung auch 
auf das Marktgetreide ausdehnt, wirklich marktgerechtes Getreide herstellt. 
Kommt es doch noch immer vor, daß Müller und Händler auf 
Getreidemärkten sich erst die Hand anfeuchten, ehe sie damit in den Kornsack
	        
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