Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1892 (1892)

75 
Wenn sich das Thier einmal in den Kopf gesetzt hat, nicht fortzugehen, 
so bleibt oft selbst die Anwendung der Peitsche ohne Erfolg. Es gilt des 
halb, seine Aufmerksamkeit anderweitig zu beschäftigen, und dies gelingt 
durch die Erde. Indem es dieselbe aus dem Maule zu entfernen sucht, 
vergißt es seinen Widerstand und kann in Gang gesetzt werden. Hilft 
dieses Mittel nicht, so wende man folgendes Verfahren an: Nachdem ein 
solches Pferd angespannt ist, spannt man hinten an den Wagen ein anderes 
Pferd, welches gut zieht, und treibt dieses an. Um nicht rückwärts ge 
zogen zu werden, wird ersteres alle Kräfte anstrengen, stehen zu 
bleiben, und am Ende selber ziehen. Man treibe es nun zum Ziehen an, 
und macht es jetzt noch keine ernsthafte Anstalt dazu, so wiederhole 
man jenes Experiment solange, bis es ordentlich zieht. 
Bei Pferden, welche beständig mit dem Schwänze nach dem Leit- 
seil angeln, erreicht man gründliche Abhilfe und einen ruhigen Gang 
durch folgende Methode: Man versieht einen kurzen Strick, der etwa die 
Länge von der Schwanzwurzel bis zum Sprunggelenkhöcker hat, an beiden 
Enden mit kleinen Schnallen und schnallt denselben oben in den Schwanz 
riemen, unten in die Wage ein. In der Höhe, der halben Länge der 
Schwanzrübe ist ein kleiner Riemen quer durch den Strick gezogen. Durch 
diesen wird nun der Schwanz fest an den Strick geschnallt, wobei 
das Pferd nicht im geringsten belästigt, der Schwanz in seiner Arbeit aber 
vollständig außer Betrieb gesetzt wird. 
Es gibt Pferde, welche alles benagen und sogar mit Vorliebe die 
Decken zerreißen. Solchen thut man entweder einen Maulkorb an, und 
wenn das nichts hilft, da dieser doch während des Fressens abgenommen 
werden muß und manche es auch während des Fressens thun, so befestige 
man am Deckengurte und Halfter einen Stock, wodurch sie davon ab 
gehalten werden. 
Die unheilvollste Unart der Pferde jedoch ist das Koppen oder 
Krippenbeißen. Ist das Pferd noch jung und nur erst im mäßigen 
Grade mit dem Koppen behaftet, so läßt sich dieses zuweilen noch dadurch 
abgewöhnen, daß man das Pferd zwingt, sein Futter von der Erde oder, 
noch besser, aus einem Freßbeutel zu fressen. Manchmal verliert sich auch 
das Koppen, wenn die Krippe statt in der gewöhnlichen Höhe etwa nur 
1 / s Meter hoch von der Erde angebracht wird. Ist das Pferd schon lange 
mit der greulichen Untugend behaftet, so kann man demselben zur Zeit, in 
der es nicht frißt, einen Maulkorb anlegen, dessen innere Enden mit 
stumpfen Stacheln versehen sind. Setzt nun das Pferd das Maul irgendwo 
auf, so wird es durch die Stacheln am Koppen verhindert. Gut ist es 
außerdem, die Krippe mit Eisenblech beschlagen zu lassen oder dem Pferde 
eine gußeiserne Krippe zu geben. Indessen gibt es so unverbesserliche 
Exemplare, welche es auch thun, ohne sich mit dem Unterkiefer irgendwo 
aufzustützen, nämlich die sogenannten Luftkopper, daß man zu dem so 
genannten Kopp- oder Göckriemen seine Zuflucht nehmen muß, welcher 
zwar qualvoll erscheint, aber das Laster doch vielfach beseitigt. Derselbe 
ist gepolstert und mit einem lederbezogenen Eisenlöffel versehen und wird 
so aufgelegt, daß, wenn die Pferde den Hinterkiefer zurückdrücken wollen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.