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und dicken Aeste im November mit Kalkmilch, um sie vor Kälte zu schützen
und die Einnistung von Jnsecten und die Entwicklung von Flechten und
Moosen zu verhindern.
7. Die Nährstoffe, welche deine Bäume dem Boden durch das ge
erntete Obst, durch die Holz- und Blattbildung entziehen, ersetze dem Boden
durch Düngung und bedenke, daß die Unfruchtbarkeit der Obstbäume meist
von ihrer ungenügenden Ernährung durch den Boden herrührt. Du kannst
alle Obstarten und Sorten, Kern-, Stein-, Schalen-, Beerenobst- und Nuß
bäume im ganzen Jahre, am wirksamsten aber in den Monaten November
bis Februar düngen. Zum Düngen verwende Stalldung, Cloake oder Gülle,
wenn es sein kann vermischt mit Holzasche, und beim Fehlen dieser Dung
stoffe auch mit künstlichem Dünger in flüssiger Form, d. h. in Wasser
gelöst.
Man dünge nicht am Stamme, sondern auf dem ganzen Umfange der
Krone unter deren Traufe. Bäume, die im Grasboden stehen, können die
Düngung am wenigsten entbehren und dort ist es die Untergrundsdüngung,
welche die besten Erfolge liefert. Beim Düngen ist es nicht ein Zuviel,
sondern ein Zuwenig, vor welchem man sich fürchten soll.
8. Aeltere Bäume, besonders die reichtragenden Sorten, erschöpfen
sich mit der Zeit, machen dann keinen genügenden Holztrieb und bedürfen
in diesem Falle eines Rückschnittes der Kronenäste oder des Verjüngens,
damit sie wieder an jungem Holze lebenskräftige Blätter bilden.
Säge darum im Herbste, Winter oder Frühjahre — aber wo thunlich
lieber im Herbste — die sämmtlichen Kronenäste der erschöpften Bäume auf
die Hälfte oder ein Drittel ihrer Länge zurück, suche im nächsten Jahre
aus den jungen Trieben, welche sich bildeten, die aus, welche für ein regel
mäßiges Kronengerüst brauchbar sind, säge die Aststumpfen unmittelbar über
den gewählten Zweigen ab und verstreiche die Wunde mit Theer, Oelfarbe
oder Baumwachs.
9. Bäume, welche bei befriedigendem Holztriebe nicht genügend frucht
bar sind oder Früchte tragen, deren Qualität nicht genügt, pfropfe im
Frühjahre mit fruchtbaren Sorten um, welche für den erwünschten Ge
brauchszweck, Boden und Klima geeignet sind. Die umgepfropften Bäume
tragen gewöhnlich nach 3 bis 4 Jahren reichlich.
Vorzüglich siehe darauf, daß deine gewöhnlichen Pflaumenbäume bald
möglichst mit großfrüchtigen Reineclauden, Zwetschken, Mirabellen oder
anderen wertvollen Pflaumensorten umgepfropft werden.
10. Die Apfel- und vor allen Dingen die Birnensorten, welche bis
September reifen, lasse am Baume nicht überreif werden. Die Birnen sind
schon 4 bis 5 Tage vor der vollen Baumreife zu pflücken, sonst verlieren
sie ihren saftigen, zuckerigen Geschmack, lassen sich nicht aufbewahren, werden
mehlig und bald teigig (mutt).
Die Wintersorten dagegen lasse solange als möglich am Baume
hängen, da sie nur dann ihren vorzüglichsten Geschmack erreichen und nicht
auf dem Lager welk und runzlich werden.
Das Dauerobst ist sehr sorgfältig zu pflücken, da jede Quetschung,
jeder Fallfleck seine Haltbarkeit verringert und ihm die Verkaufsfähigkeit raubt.
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