Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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mit ersteren durch bogenförmige Röhren in Verbindung steht und kugelförmig 
ausgehöhlt und mit weichem Materiale ausgepolstert ist. 
Da die Scheermaus nicht allein in Gartenanlagen, sondern ganz be 
sonders in Baumpflanzungen, ja selbst in Wäldern und nicht minder in 
Getreidefeldern durch Abnagen der Wurzeln einen enormen Schaden 
anrichtet, so sieht man sich veranlaßt, sich nach einem gründlichen 
Vertilgungsmittel umzusehen, um dieses schädliche Thier, das keinen 
Nutzen aufzuweisen hat, möglichst gründlich zu vertilgen. Unter den vielen 
in Vorschlag gebrachten Mitteln, der Verbreitung dieses Thieres wirksam zu 
steuern, ist wohl das sicherste die Vergiftung von frischen Wurzeln 
mittelst Arsenik oder Strychnin. Die vergifteten Wurzeln legt man 
in die Gänge oder steckt sie quer so durch dieselben, daß die Scheermaus 
genöthigt ist, solche zu durchnagen. Ebenso ist das von Dr. Ed. Lucas an 
gegebene Vertilgungsmittel zu empfehlen, welches darin besteht, daß man 
Phosphorpillen, die man in den Apotheken erhält, in der Nähe der 
Bäume und in die Gänge wirft, oder daß man in die unterirdischen Gänge 
Schwefeldampf einströmen läßt, welcher die Mäuse tobtet oder zwingt, 
aus ihren Gängen herauszukommen, wo sie alsdann leicht getödtet werden 
können. Wendet man Phosphorpillen oder vergiftete Wurzeln an, so dürfen 
diese nur mit Handschuhen, die gut mit Erde abgerieben sind, um ihnen den 
Geruch zu nehmen, in die Löcher gebracht werden. 
Rupfen der Gänse. 
Wenn man Gelegenheit hat, viel durch das flache Land zu gehen, be 
gegnet man im Sommer mehr oder weniger großen Gänseheerden, an denen 
noch die grausamste Thierquälerei verübt wird, gegen welche leider 
bisher erst wenig angekämpft wurde. Es kann wohl nichts Schmerzhafteres 
geben, als einen Vogel bei lebendigem Leibe seines Federkleides zu berauben, 
wie dies bei den Gänsen fast allerorts üblich ist. 
Freilich sind Gänsefedern bares Geld, und eine große Heerde gibt dem 
Besitzer augenblicklich eine ganz nette Ernte, doch an den Schaden denkt er 
nicht, der ihm dadurch entsteht, daß er in so roher Weise der Natur vorgreift. 
Geschieht das Rupfen bei ungünstiger Witterung, so ist, abgesehen von der 
Thierquälerei, Krankheit nnd Tod einzelner, oft vieler Thiere die Folge; nun 
geschieht aber diese unmenschliche Schinderei dreimal im Jahre; da ist 
es dann kein Wunder, wenn wir im Herbst statt prächtiger kräftiger Gänse 
reine Krüppel erhalten, welche nur durch vieles theures Futter annähernd 
brauchbar und für die Küche tauglich gemacht werden können. Die zur Fort 
pflanzung bestimmten Exemplare aber haben ein noch weit weniger angenehmes 
Leben, denn diese werden jahrelang mit dem Rupfen gemartert und sollen 
dabei noch Lust und Kraft zum Eierlegen, Brüten und Aufziehen der Jungen 
haben. Nun die Folgen bleiben nicht aus; so gemarterte und geschwächte 
Thiere erzeugen schwächliche Nachkommen und diese in spärlicher Anzahl, der 
Landwirth, der seine Gänse rupft, reißt sich den Gewinn aus der Tasche und 
schadet sich selbst. Die Habsucht, gepaart mit Unverstand, ist die Grundlage 
dieses unmenschlichen Gebarens. Der Landwirth in Pommern macht eine
	        
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