Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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Welt. So war es bei dem ersten, so bei allen Mutterthieren, ausgenommen 
nur, daß drei Züchterinnen neben den todten auch zwei, drei und ein lebendes 
Ferkel gebaren, wovon jedoch eines, beziehungsweise zwei Stück bei den beiden 
ersten Thieren bald nach der Geburt wieder verendeten, die übrigen drei je 
eins von einer Mutter glücklich davon kamen und auch später mit Erfolg zur 
Zucht verwendet wurden. Das Aergste in dieser Beziehung erlebte ich aber 
an der letzten, einer noch jungen ungefähr 17 Monate alten Züchterin. Als 
die Zeit des Abferkelns kam, wurde sie, weil sich sehr starke Wehen bei ihr 
einzustellen schienen, während drei Tagen fast ununterbrochen Tag und Nacht 
beobachtet, damit der Zucht ja kein Schade seitens des Mutterthieres geschehe» 
Leider war das Wachen umsonst, denn es kam trotz der Wehen zu keiner 
Geburt! Merkwürdigerweise aber legte sich das Thier, als der Schmerz 
nachgelassen hatte, von Zeit zu Zeit im Stalle nieder, streckte die Füße aus 
einander und begann jene Laute auszustoßen, wie sie bei säugenden Mutter 
schweinen während des Säugens der Ferkel üblich sind. So durch ungefähr 
vier Wochen. Die Untersuchung des Gesäuges zeigte auch, daß die Züchterin 
reichlich mit Milch zur Aufzucht versehen war. Nach beiläufig vier Wochen 
verlief sich indeß die Milch, die Sau legte sich nicht mehr nieder, wie in 
der Absicht, die nicht vorhandenen Jungen zu stillen, der Leib verlor an 
seiner Stärke und ein höchst unangenehmer Geruch verbreitete sich im Stalle. 
Woher dies? Eine Untersuchung des Mistes ergab, daß jetzt erst — einen 
vollen Monat später — der Fötus im vollständig verwesten Zustande abging, 
was sich durch kleine Knochenbestandtheile namentlich des Rückgrates und der 
Beine erweisen ließ. Das Thier blieb aber im Uebrigen gesund und züchtete 
wie die andern auch später mit gutem Erfolge, eine Erscheinung, welche zu 
dem Schluffe berechtigte, daß nur der Fötus, nicht aber das Mutterthier er 
krankt gewesen sei. Indeß war der Schade bei so vielen Mutterschweinen 
auch für das eine Mal groß genug, mich zu veranlassen, um nach Mitteln 
umzusehen, welche geeignet wären, ein Wiederkehren des Uebels in solch' aus 
gedehntem Umfange zu verhindern. Ich wandte mich deßhalb an einen 
tüchtigen Thierarzt, welcher mir über das Wegwerfen der Schweine, über ge 
wisse Ursachen desselben und die Mittel dagegen Folgendes, was ich buch 
stäblich hier wiedergebe, schriftlich mittheilte: 
„Es ereignet sich manchmal, daß in größeren Schweinställen das 
„Verwerfen" in scheinbar epidemischer Form auftritt, ohne daß man im 
Stande ist, die Ursache dieses Verwerfens in den hygienischen oder klimatischen 
Verhältnissen zu finden. 
Nach einer vor mehreren Jahren schon angestellten Beobachtung fan^ 
man in den Fötusen des, zu erst verwerfenden Thieres eine Unzahl Bakterien, 
die aus dem Uterus im und am Fötus herausbefördert, sofort eine Wanderung 
zu den äußeren Genitalien eines anderen Mutterthieres beginnen, dort an 
fänglich eine leichte Schwellung und Röthung der Scheidenschleimhaut bedingen, 
um endlich nach gelungenem Eindringen in den Uterus als Ursache zu einem 
Abortus dieses zweiten Thieres zu wirken u. s. w. 
Sind daher die genannten Bakterien erwiesenermaßen die Ursache des 
Verwerfens der Schweine, dann räume man allsogleich nach erfolgtem Abortus 
die abgegangene Frucht, alle Streu, allen Unrath auf das sorgfältigste weg
	        
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