Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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Zeit des größten Theils seiner Waldungen beraubt worden ist, im Verlaufe 
eines Jahres noch dieselbe Regenmenge wie bisher fällt, allein es kann in 
der Verkeilung ein sehr wesentlicher Unterschied herrschen. Während es 
früher öfter regnete, treten jetzt Zeiten anhaltender Dürre ein. Dann aber 
stürzt der Regen wieder in Strömen herab, reißt an Anhöhen den guten 
Boden mit fort, überschwemmt Felder und Wiesen und setzt die an Bächen 
und Flüsien Wohnenden in Lebensgefahr. Daß dies aber keineswegs für die 
Fruchtbarkeit ersprießlich ist, ist einleuchtend. Was würde man von einem 
Gärtner sagen, der seinen Blumen allemal am ersten Tage des Monats 
sämmtliches Wasser pränumerando gäbe, und sie dann 30 Tage lang 
schmachten ließe? So kann auch hier möglicherweise die Summe der Regen 
menge bei der Zusammenrechnung in einzelnen Jahren ein größeres Quantum 
ergeben, der Landwirth würde ja jedenfalls wünschen, daß es öfter regnete, 
der Regen aber dafür nicht verheeerend wirke. Alle Diejenigen, welche 
bestreiten, daß die Häufigkeit des Regens sich nach den Wäldern richte, 
widersprechen der Behauptung, daß kältere höhere Gebirgszüge dies vermöchten, 
keineswegs, indem sie recht wohl zugeben, daß die geringere Wärme dort den 
Wasserdampf als Regen oder Schnee niederschlage, sie wollen aber dabei die 
jene Höhe bedeckenden Waldungen keineswegs als mitwirkend auftreten lassen. 
Diese üben aber gerade den Haupteinfluß aus. Eine mit Wasserdampf gesättigte 
Luftschichte trifft als Wolke auf einen Wald, der an und für sich schon viel 
Wasserdampf enthält und dessen Temperatur deßhalb kühler, als die seiner Um 
gebung ist. Nichts ist natürlicher, als daß die Wolke einmal eine Erniedrigung 
der Temperatur, dann aber auch wieder eine Steigerung ihres Wassergehaltes 
erfährt, zwei Ursachen, von denen eine schon hinreicht, die Entladung der 
Wolke als Regen herbeizuführen. Dies thun aber nicht bloß die Waldungen auf 
den Höhen, sondern auch, obgleich in geringerem Grade, die tiefer gelegenen 
Wälder. Schon oben ist nachgewiesen worden, daß die Winde von den Forsten 
aufgehalten werden. Ueber eine von Wäldern entblößte Gegend führt ein 
schwacher Luftzug die schwebenden Wolken hinweg; ein oder mehrere selbst kleine 
Wälder würden sie vielleicht aufhalten und zum Entladen nöthigen. 
Doch auf welche Weise lassen sich dann jene heftigen Regengüsse er 
klären, die die Folgen einer unvernünftigen Waldrodung sein sollen? 
Nun wohl! Versuchen wir es, auch diese zu erklären. Einem von 
Waldungen entblößten, aber sonst bebauten Lande von bedeutender Ausdehnung 
wird durch die Sonnenstrahlen fortwährend Feuchtigkeit durch die Ausdünstung 
entzogen. Winde führen einen Theil derselben mit fort, ein anderer Theil 
schlägt sich des Nachts wieder als Thau nieder. Nach langer Zeit wird 
endlich durch die fortwährende Ausdünstung, vielleicht auch durch in der Nähe 
befindliche größere Gewässer eine große Menge von Wasserdampf erzeugt, daß 
die gerade bestehende Luftwärme dieselbe kaum noch gebunden halten kann. 
Jetzt bedarf es nur einer schnellen Abkühlung der Luft, die durch Gewitter, 
Aenderung der Windrichtung und lokale Einflüsse recht leicht herbeigeführt 
werden kann. Die kältere Luft vermag diese Wassermenge nicht mehr zu 
tragen, und je plötzlicher die Abkühlung erfolgte, desto heftiger stürzt der 
Regen herab. Andere haben zur Erklärung dieser Erscheinung auch magnetische 
Einflüsse mitwirken lassen wollen. 
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