Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1883 (1883)

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magnetischen Kraft zum Vortheile der Menschheit zu zähmen, zu beherrschen 
und in vielfältiger Weise nützlich zu verwerthen; durch solche Erkenntniß 
lernten auch naturkundige Landwirthe die natürliche Fruchtbarkeit der Erde, 
und die Nutzung der Wirthschaftsthiere durch sachkundige Unterstützung der 
waltenden Naturkräfte, und durch weisen Haushalt mit den erkannten Stoffen 
der Nahrung aller Gewächse namhaft zu heben und zu erhalten, welche Stoffe, 
genannt Bodenkraft, das Kapital ausmachen, von dessen Zinsen der Land- 
wirth lebt, und den Brunnen, aus welchem Mensch und Nutzthier seine 
Nahrung schöpft. 
Der schlichte Ackerbauer kann sich selbstverständlich nicht selbst mit der 
Erforschung der Naturgeheimnisse befassen; doch dieses schwierige Geschäft 
besorgen für ihn Gelehrte und wissenschaftlich hochgebildete Meister des Faches, 
welche der einmal gefundenen Spur folgend, bereits sehr weit in der geheimen 
Werkstätte der Natur vorgedrungen sind und seit Generationen die Mutter 
natur so zu sagen bei ihrer Arbeit sowohl im Boden, als im Körper der Thiere 
beobachtend, den Landwirth mit den Stoffen und wunderbaren Werkzeugen 
der gesummten Boden- und Thierproduktion zu seinem großen Vortheile ver 
traut gemacht haben, 
Sie haben hiedurch den Landbau veredelt, den Landwirth vom mechanischen 
Handlanger der schaffenden Natur zum zielbewußt handelnden 
Werkführ e r emporgehoben und so s e i n e n L oh n namh aft ge steigert. 
An dieser Lohnerhöhung theilzunehmen, das ist dem ohnehin in seinem 
Gewerbe praktisch erfahrenen Ackerbauer und Viehzüchter heutzutage bereits 
sehr leicht gemacht; er braucht nur irgend ein gutes Lehrbuch der rationellen 
Landwirtschaft (wie solche nun schon zahlreich und leichtfaßlich geschrieben 
ein jeder landwirtschaftlicher Verein besitzt) in seinen Ruhestunden entweder 
selbst zu lesen, oder aber von Besserunterrichteten sich vorlesen und erklären 
zu lassen; er wird bald und unschwer klar werden, wenigstens über das 
Hauptsächlichste, was jedem Landwirth zu wissen nöthig ist, über das Walten 
der Natur in allem Wachsthum und Gedeihen, sowohl in dem Steinreiche 
(Boden), als auch im Pflanzen- und Thierreiche (landwirthschaftliche Produktion). 
Er wird ganz besonders und zu seinem größten Nutzen klar werden über 
die in seine Hand gelegte Macht zur Schaffung und Beförderung 
der nothwendigen Bedingungen, unter welchen die schaffende Natur ihre nutz 
bare Wirksamkeit zu erhöhen, nämlich : d i e B o d e n f r u ch t b a r k e i t u n d 
das Gedeihen der Nutzthiere namhaft zu steigern vermag. 
Darum möge immerhin selbst der erfahrenste und tüchtigste Ackerbauer 
eine solche vermehrte Belehrung nicht verschmähen und nicht scheuen, 
denn erst dann wird derselbe in allem seinen Thun und Lassen zielbewußt 
und naturgemäß handeln, ja erst dann wird derselbe den tiefen Sinn und 
die weittragende Bedeutung eines jeden Satzes der obenangeführten weisen 
Regeln der alten Ackerbauer, wie z. B.: „Führe den Pflug mit Verstand", 
„Laß nichts verloren geh'n, die Natur macht Brot daraus", „Pflege Acker 
und Wiese, Dein Vieh betreu' wie Dein eigen Kind", „Aus dem Futter 
wachst die Butter, doch Striegel und Streu gehört auch zum Heu" re. voll er 
sassen und zur Erhöhung des Wirthschaftsertrages, seines Lohnes, desto 
angelegentlicher beachten.
	        
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