Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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Kann die Düngung alljährlich gegeben werden, so ist das von großem 
Vortheil, aber nicht unbedingt nöthig, und richtet sich nach den jeweiligen 
Bodenverhältnissen. 
Ist das Grasland schon so sehr verarmt und erschöpft, daß selbst die 
Düngung keine merkbare Wirkung auszuüben vermag, so bleibt kein anderes 
Mittel übrig, als die Wiese im Herbste zeitlich umzubrechen, noch vor Winter 
tief zu pflügen und im nächsten Frühjahre mit Hafer zu bestellen. Im 
zweiten Jahre sind bei kräftiger Düngung Kartoffeln zu bauen, wonach im 
dritten Jahre unter eine Sommerfrucht Kleegras oder ein Gemenge von 
reinen edlen Wiesengräsern gesäet wird, d. h. die Wiese wird ganz neu an 
gelegt werden müssen. 
2. Trockenheit. 
Gegen die Trockenheit vermag der Mensch mit seinen schwachen Kräften 
allerdings keine unmittelbare Abhilfe zu schaffen, da es ihm bisher nicht 
gelungen, die Feuchtigkeits-Niederschläge seinem Einflüße zu unterwerfen. 
Wohl liegt es in seiner Hand durch Schonung der Wälder, durch Aufforsten 
von Gehölzen auf Grundflächen, welche einer anderen Kultur nicht fähig 
sind, ferner durch Anpflanzen von Bäumen und lebenden Hecken eine mittel 
bare Einwirkung auf die atmosphärischen Niederschlüge auszuüben, trotzdem 
aber bleibt er immer von den höheren und mächtigeren Naturgewalten ab 
hängig. Ist dem Menschen auch verwehrt, nach eigenem Belieben seine Feld 
früchte durch befruchtenden Regen oder Thau zu erquicken, so ist es doch 
seinem nie ruhenden Geiste im steten Kampfe mit ben ihm zumeist feind 
lichen Naturgewalten gelungen, ein Mittel zu finden, seine Kulturpflanzen 
vor der sengenden Gluth der Sonne und dem Verderben dadurch zu schützen, 
daß er ihnen die zum Gedeihen so nothwendige Feuchtigkeit zwar nicht als 
Regen, sondern durch die Bewässerung des Bodens, in dem sie wurzeln, zuführt. 
Die Bewässerung der Wiesen ist bedauerlicher Weise nur selten durch 
geführt, woran freilich hauptsächlich Wassermangel die Ursache bildet. Aber 
selbst sehr viele solcher Wiesen, bei welchen Wasser in unmittelbarer Nähe 
vorhanden oder doch ohne große Schwierigkeiten zugeleitet werden könnte, ]| 
bleiben ohne Bewässerung. 
Nicht immer ist es nothwendig, die Bewässerung im großen Maßstabe 
durchzuführen und förmliche Kunstwiesen anzulegen. Oft genügen einige ; 
wenige zweckmäßig gezogene Vertheilungsgräben und ein Ableitungsgraben, 
welche vom Eigenthümer selbst mit Beihilfe seines Gesindes im Spätherbste, i 
wenn sonst keine dringende Arbeit vorhanden, angelegt werden können. Die 
aufgewendeten Mühen, sowie die geringen Kosten werden oft schon im nächsten 
Jahre durch einen höheren Ertrag und ein besseres Futter reichlich hereingebracht. i 
Liegt eine größere Anzahl Wiesen, verschiedenen Besitzern gehörig, in | 
einer Fläche beisammen und sind sonst die Bedingungen für die Bewässerung 
derselben vorhanden, steht nämlich die nöthige Wassermenge zur Verfügung 
und dem Bezüge, sowie der Verwendung kein Hinderniß entgegen, so ist 
die Bildung einer Genossenschaft zu empfehlen, da eine solche die zur Durch 
führung der Bewässerung erforderlichen Geldmittel durch Aufnahme eines
	        
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