Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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Die Erschöpfung des Bodens wird noch durch den Umstand beschleunigt, 
daß die Luft in Folge der dichten Grasnarbe mit den Bodentheilchen nur 
wenig in Berührung kommt, und demnach deren Zersetzung und Verwitterung, 
d. i. die Umwandlung in jene Form, welche sie zur Pflanzennahrung am 
geeignetsten macht, nur sehr langsam und nicht in der zur Neubildung und 
Ernährung der Pflanzen nöthigen Menge erfolgt. 
Allerdings gibt es Wiesen, bei welchen trotz stets günstiger Ernten und 
trotzdem sie niemals einer Düngung theilhaftig wurden, eine Erschöpfung des 
Bodens nicht zu befürchten ist. Es sind dies einestheils Bewässerungs 
wiesen, bei welchen das Wasser die Stelle des Düngers vertritt, indem es 
die mitgeführten Düngstoffe im Boden ablagert, oder, wenn auch ganz rein, 
doch lösend auf die Bodentheilchen einwirkt^ anderntheils sind es aber durch 
ihre Lage an Bächen und Flüssen einer jährlichen Ueberfluthung ausgesetzte 
Wiesen. Indem das Wasser von Bächen und Flüssen im Frühjahre nach 
der Schneeschmelze große Mengen von Schlamm mit sich führt und diesen 
bei zurücktretender Flut am Lande ablagert, führt es dem Boden neue 
Nahrungsbestandtheile zu, die vermöge ihrer Feinheit für die pflanzliche 
Nahrung von hohem Werthe sind. 
Aus dem Vorangeführten ist leicht zu ersehen, daß auch die Wiese einer 
Düngung bedarf, und ihr diese gegeben werden muß, wenn sie fortwährend 
den an sie gestellten Anforderungen entsprechen soll. 
Der zweckmäßigste Dünger für Wiesen ist gut bereiteter Kompost und 
für näher zum Hofe gelegene auch Jauche, welche jedoch gut vergohren und 
vor ihrer Anwendung verdünnt werden muß. Die geeignetste Zeit für die 
Düngung ist der Herbst, wie denn jede Wiesendüngung zu dieser Jahreszeit 
ausgeführt werden soll, weil dann das aufgebrachte Düngemittel vermöge der 
vermehrten Feuchtigkeit des Winters und Frühlings besser gelöst, vom Boden 
vollständiger aufgesaugt und bei Eintritt des Wachsthums sofort von den 
Wurzeln als Nahrung aufgenommen werden kann. 
Auch Asche, sowohl Holz- wie Steinkohlenasche, welche aber durch 
Sieben von den Schlacken befreit werden soll, ferner Aescherich, Ruß und 
die künstlichen Kalidünger sind zum Düngen der Wiesen vorzüglich geeignet. 
Stalldünger ist wohl für Wiesen gleichwie für Aecker am besten ge 
eignet, allein darum nicht zu empfehlen, weil derselbe obenauf liegend zu viel 
von seinen nährenden Bestandtheilen, namentlich von dem so flüchtigen Am 
moniak verliert und demnach zu theuer kommt. Sollte trotzdem Stallmist 
in Verwendung kommen, so ist solcher nur im gut verrotteten Zustande im 
Herbste aufzubringen, und muß der etwaige bis zum Frühjahre noch nicht 
zersetzte strohige Rückstand abgerecht werden. Der erhabene Abraum , ist zu 
Kompost zu verwenden. 
Eine verarmte Wiese wird sich schon im nächsten Sommer für eine 
ihr zugekommene Düngung durch erhöhten Ertrag dankbar erweisen. Das 
Moos wird verschwinden, und die edlen Wiesengräser werden wieder erscheinen, 
welche nicht allein eine günstigere Ernte, sondern auch ein gehaltreicheres, 
nahrhafteres Futter liefern.
	        
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