Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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Ißt der Mensch solches Fleisch, so kann er, besonders von rohem oder zu 
wenig gekochtem oder gebratenem Fleische den Bandwurm bekommen. Ratten 
und Mäuse sind zu vertilgen, da selbe oft von den Trichinen befallen sind 
und durch Aufzehrung solcher Thiere seitens der Schweine dieselben sonst trichinös 
werden können; die Nachtheile, die daraus entstehen, sind im Waldviertel ja 
bekannt, daher größte Vorsicht nothwendig. 
Um den Schweinekrankheiten im Allgemeinen vorzubeugen, sind unbedingt 
nothwendig: 
1. gesunde, luftige Stallungen; 
2. größte Reinlichkeit in jeder Beziehung; 
3. tägliche mäßige Verabreichung von Salz im Futter, und alle acht 
bis vierzehn Tage eine Beigabe von Glaubersalz im Futter und zwar 
Pr. Stück 2 bis 5 Deka, welches vorher im Wasser aufzulösen ist; 
4. im Sommer täglich frisches Wasser zum Saufen und Bewegung 
im Freien, sowie, wenn möglich, Gelegenheit zum Baden zu geben, was am 
leichtesten und am billigsten sich in der Weise Herstellen läßt, wenn man im 
Schweinehofe flache Vertiefungen anbringt, diese mit Wasser füllt, welches 
nach Bedarf abgelassen und wieder mit frischem Wasser ersetzt werden kann. 
ad 4. Die Mästung der Schweine. Zur Mast gelangen die 
zur Zucht untauglich gewordenen Eber und Mutterschweine, die aber vorher 
zu kastriren sind, ferner jene Schweine, welche schon in erster Jugend ver 
schnitten wurden und vom Lande den Namen „Schweizer" haben, und die 
zur Zucht nicht verwendeten Säue, welche sich aber auch ohne Kastration 
gut mästen. 
Die Zeit der Mästung fällt vom Herbste bis zum Frühjahre und sind 
als Hauptfuttermittel angezeigt, Kartoffel, Körner der Getreidefrüchte, Erbsen, 
Buchweizen, Kukuruz und abgerahmte M^ch. 
Die Erfahrung hat gelehrt, daß eine Beigabe von Gersten-, Erbsen-, 
Buchweizen- oder Kukuruzschrott zu dem Kartosfelfutter viel wirksamer ist, 
während die alleinige Fütterung von Haferschrott und Kleien vom geringeren 
Erfolge sind. Der Zusatz von abgerahmter Milch in das Futter der Mast 
schweine verdient große Beachtung, da dadurch das beste und schmackhafteste 
Fleisch erzielt wird. Bei der Fütterung der Mastschweine in ersterer Zeit 
hat man sich besonders von der Verabreichung zu großer Portionen zu hüten, 
indem es sonst sehr leicht vorkommt, daß sich die Schweine überfressen, wo 
durch dann Appetitlosigkeit eintritt, welche oft 4—8 Tage andauert. Ist die 
Mästung der Schweine schon zur Hälfte vorgeschritten, so finden wir, daß 
dieselben keine so großen Mengen von Futter auf einmal verzehren können, 
weßhalb man weniger und öfter füttert und auch das Futter besser gibt, das 
heißt, zum Futter weniger Kartoffel, dafür mehr Schrott und Milch zusetzt. 
In der letzten Zeit der Mast bewährt sich Kukuruz besonders gut, da er 
fettreicher wie alle andern angeführten Körner ist. 
Die tägliche Verabreichung des Salzes im Futter ist zur Erhaltung 
der Gesundheit, zur Beförderung des Appetits und der Verdauung unum 
gänglich nothwendig. Bei Verminderung der Freßlust ist die Salzgabe ent 
sprechend zu vermehren, u. zm. bis zu drei Deka (1% Lth.) pr. Stück und 
Tag, wodurch diesem Uebelstande bei der Schweinemastung zum größten Theile
	        
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