Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1882 (1882)

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und brünstig sind, von diesem Eber, der aus demselben Wurfe ist, be 
legt werden. 
Es werden hier sozusagen Bruder und Schwester zur Züchtung ver 
wendet; ja es kommt sehr häufig vor, daß man bei der Schweinezucht die 
Tochter vom Vater, die Mutter vom Sohne rc. belegen läßt; überhaupt 
Thiere mitsammen paart, welche blutsverwandt sind! Fragen wir nun, kann 
durch eine solche Art der Züchtung, welche man die Verwandtschaftszucht 
nennt, ein gutes Resultat erzielt werden? — Nie und nimmer! denn 
durch diese Art der Züchtung nimmt die Fruchtbarkeit der Schweine wesentlich 
ab, die Nachkommen werden immer schlechter und schlechter, kränkeln von 
Jugend auf und gehen schließlich zu Grunde. Solche Schweine aus einer 
Verwandschaftszucht haben ein schlechtes Fortpflanzungsvermögen, die Eber 
sind mehr oder weniger zeugungsunfähig und die Zuchtsäue nehmen schwer, 
meistens gar nicht auf. Die Verwandtschaftszucht ist auch die Ursache, daß 
man oft, obwohl mit großem Unrechte, sagen hört, die englischen Schweine 
passen nicht in unsere Gegend; denn sobald man selbe ein paar Jahre hat, 
arten sie wieder aus, sind nicht so fruchtbar, die Zuchtsäue nehmen schwer 
auf, die Ferkel kommen mit dicken Hälsen auf die Welt, sehen sehr struppig 
aus, und die größere Hälfte geht in den ersten drei Wochen zu Grunde. 
Dasselbe wird auch von den halbenglischen Schweinen gesagt. Meiden wir 
daher auf das Sorgfältigste die bei der Schweinezucht so vielen Nachtheil 
bringende Züchtung mit blutsverwandten Thieren, vor der nicht dringend und 
nicht oft genug gewarnt werden kann, und wir werden sehen, daß das ver 
schwundene Glück in der Schweinezucht wiederkehrt. Hier sei erwähnt, daß im 
vergangenen Jahre mir ein tüchtiger Wirthschaftsbesitzer im Waldviertel seine 
Schweinezucht gezeigt, und um die Ursache fragte, wie es denn komme, daß 
er von seinen Mutterschweinen, sobald selbe werfen, stets nur 3—4 Ferkel 
erhält, die bei vielen nicht so groß und schön sind, als die Ferkel vom 
Mutterschweine des Nachbar-, das noch dazu 10—13 Stück hat, trotzdem 
beide von seinem Eber besprungen wurden. Die Ursache wurde schließlich 
darin gefunden, daß die Mutterschweine und der Zuchteber von diesem Wirth 
schaftsbesitzer blutsverwandt waren und durch mehrere Jahre schon diese Art 
der Züchtung betrieben wurde. Auf Anrathen hat sich selber einen anderen 
englischen Eber angekauft, und vorige Woche wurde mir von ihm die briefliche 
Mittheilung gemacht, daß seine schöne Zuchtsau mit dem gestutzten Schweis, 
die der neue Eber schon belegte, am 23. April zu seiner größten Freude 
11 Stück prachtvolle Ferkel geworfen hat. 
Wir müssen deshalb den Satz aufstellen, daß zur Schweinezucht stets 
ein frischer Eber gehört, das heißt, ein Eber, der der gewählten englischen 
Rasse angehört, der aber mit den zu paarenden Mutterschweinen nicht im 
geringsten blutsverwandt sein darf. 
Dies können die einzelnen Landwirthe erreichen, wenn sie die jungen 
Eber (Ferkeln) aus anderen Ortschaften ankaufen, oder selbe gegenseitig aus 
tauschen, was sich bestens bewährt. 
Da man auf einen Zuchteber 30 bis 40 Zuchtsäue rechnet, so wird 
in den meisten Ortschaften ein Eber genügen. Die Haltung desselben geschieht 
am besten im Genossenschaftswege, u. zw. auf folgende Weise:
	        
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