Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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von dem höher gewordenen Preise der Erzeugnisse der Wirthschaft profitiren 
kann; denn ob er viel oder wenig zum Verkaufe erübrigt — er muß doch 
den hoch gestiegenen Dienstboten- und Handwerkerlohn und die hoch gestiegenen 
Staats-, Landes- und Gemeindesteuern für seine ganze Wirthschaft 
bezahlen. 
Daß unter solchen Umständen, namentlich in den von Natur minder 
oder karg bedachten Ackerbaugebieten nicht bereits die Mehrzahl der Wirth 
schaftsbesitzer von Haus und Hof kam, ist lediglich dadurch noch verhütet 
worden, daß Bauer und Hausfrau sammt ihren Familiengliedern zumeist die 
Stelle der tüchtigsten Dienstboten in ihrer eigenen Wirthschaft ausfüllen, und 
so durch Ersparung hoher Löhne faktisch von ihrer Hände arbeit leben, 
während der karge Bodenertrag den Wirthschaftsaufwand und die Steuern 
nothdürftig deckt. 
Die Arbeit hoch in Ehren! Allein die Arbeit des Bauern und seiner 
Hausfrau könnte eine weit segensreichere und einträglichere sein, wenn beide 
ebenso rüstig, wie sie körperlich arbeiten, zugleich mit Geist und Verstand in 
ihrer Wirthschaft wirkten. Für letzteres Wirken und Schaffen gibt es auf 
jedem Bauerngute ein großes Feld, welches leider zumeist brach liegt. Die 
Arbeit auf diesem Felde hat, wo sie nur immer mit Eifer versucht wurde, 
den Wohlstand des Ackerbauers und Viehzüchters erhöht. 
Dieses fruchtbare Feld heißt „Fortschritt". Was heißt und was 
* nützt der Fortschritt in der Landwirthschaft? 
Schritt für Schritt vorwärts gehen auf dem Wege, welchen schon die 
ersten Ackerbauern eingeschlagen haben, um mit Hilfe der segenspendenden 
Naturkräfte die Muttererde fruchtbar zu machen — durch Vervollkommnung 
der Arbeilswerkzeuge die Bodenbearbeitung stets wirksamer, die Hilfe der 
Naturkräfte stets ausgiebiger zu machen, und so die Bodenfruchtbarkeit 
nach und nach zu erhöhen — das heißt Fortschritt im Landbaue. 
Schritt für Schritt vorwärts schreiten in der Erkenntniß des wahren 
Nährwerthes jeder Futtergattung, daher der richtigen Mischung des Futters 
zu dessen besseren Verwendung und Ausnützung, und zur 
Erreichung einer immer nützlicheren Ernährung der Nutz 
thiere (bei deren sonstiger guter Pflege), endlich die Nachfolge erprobter 
Lehren über die Sammlung und richtige Bewahrung des flüssigen und festen 
Auswurfs der Nutzthiere zur heilsamen Kräftigung des produk 
tiven Bodens — das heißt Fortschritt in der Viehzucht! 
Wenn bei entsprechender Bodenpflege der mit tüchtigem Geräthe tief 
gelockerte, mit wohlbewahrtem Stallmist kräftig gedüngte, mit sorgsam gewähltem 
Saatgut zu rechter Zeit bestellte Acker (besonders bei Reihensaat) eine um 
die Hälfte erhöhte Körnerfrucht-, Stroh - und Futter-Ernte 
gibt; wenn die nasse oder sumpfige Wiese im Grunde entwässert, in praktischer 
Weise vom guten Bachwasser, vom Regen- und Schneewasser, besonders aber 
vom Abflusse der Straße und des höher liegenden Ackerlandes überrieselt, nach 
sachkundiger Erneuerung der Grasnarbe nahrhafteres Futter in ver 
doppeltem Quantum liefert; wenn dieses in Vollkraft zur Blütezeit 
gemähte Heufutter in zweckmäßiger Weise zur höchsten Ausnützung mit Stroh, 
Kleie, Saft- und Fettfutter (Rübe, Rapskuchen) gemengt in reicher Gab?
	        
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