Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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besten in der Küche ihre Verwerthung, ebenso wenn sie 3 bis 4 Jahre über 
schritten haben, sehr seltene Ausnahmen abgerechnet, wo besonders empfehtens- 
werthe Eigenschaften ein Abgehen von dieser Regel erlauben. Unbedingt 
nöthig ist jedoch zu einer planmäßigen, erfolgreichen Zucht, daß der 
Besitzer weiß, wie viel ihm eine jede einzelne Henne im Jahre beiläufig 
Eier legt, denn nur dann kann er erfolgreich seine Auswahl treffen. Hiezu 
gehört die kleine Mühe, sich die Zahl der jeweilig erhaltenen Eier aufzuzeichnen, 
was gewiß nicht viel Arbeit verursacht, und zugleich mit dazu dient, die 
Ertragsfähigkeit, den Unterschied zwischen Einnahmen und Aufwand — wobei 
die Futter- und Wartungskosten ihren Ausdruck finden — ziffermäßig fest 
zustellen. Wenn einmal nur der Besitzer sich dieser Mühe unterziehen wollte, 
binnen kürzester Zeit würde sich das Bild des Geflügels im Hofe ändern. 
Nicht mehr die alten Thiere würden mühselig die Körnchen aufpicken; ein 
kräftiger, lebensfroher Stamm träte an deren Stelle, die erheblich gesteigerte 
Eierproduktion, die hübschen Jungen erwecken das Interesse und der reichlichere 
Erlös auch die Freude an der Hühnerhaltung. Das beste, formvollendeteste 
Thier bleibe stets aus der verkäuflichen Menge zur Nachzucht, nicht wie 
bisher zum Verkaufe, und so würden sich nach und nach bei uns, falls diese 
Gesichtspunkte Berücksichtigung finden, in wenig Jahren ebenso gute Nutzungs- 
racen entwickeln, wie in anderen Ländern, wofür alljährlich Tausende von 
Gulden in's Ausland wandern, die einzelne, eifrige Geflügelfreunde für solche 
Stämme ausgeben, um ihre eigene Zucht zu verbessern. 
Gelingt es, die Eierproduktion, die Schwere der einzelnen Eier — dies 
ist von Wichtigkeit, sobald der Verkauf derselben nach dem Gewichte und nicht 
wie bisher nach der Anzahl Platz greift, — das Körpergewicht insgesammt 
zu steigern, so erwachsen bei denselben Kosten alljährlich Millionen Gulden 
Mehrertrag allein aus der Hühnerhaltung. 
Oesterreich besitzt im Ganzen etwa 40 bis 45 Millionen Stück Hühner, 
welche im Durchschnitte 3 / 4 bis 1 Kilogramm wiegen und beiläufig 70 Stück 
Eier im Durchschnitte legen, was, falls 100 Eier ä 1 fl., das Kilogramm 
Fleischgewicht zu 70 kr. berechnet, die stattliche Summe von 28 bis 32 
Millionen Gulden für Eier und die Nachzucht — etwa je 3 Stück ä 1 /[ Gulden, 
sowie der überschüssigen (YJ Alten a Y 2 Gulden veranschlagt — weitere 
37 bis 41 Millionen Gulden, im Ganzen also 62 bis 73 Millionen 
Gulden blos für die Hühnerhaltung jährlichen Ertrag ausmacht. 
Gelingt es, die Eierproduktion im Laufe der Zeit auf 100 Eier 
per Stück, das Fleischgewicht auf bis 2 Kilogramm bei den Alten, 
1 Kilogramm bei den Jungen, und die jährliche Reproduktion von je 3 auf 
je 4 Junge zu heben, was bei Handhabung der oben angeführten Grundsätze 
leicht möglich ist, so werden nun für Eier 40 bis 45 Millionen Gulden, 
für das verkaufte Fleisch, welches bei schwereren Thieren naturgemäß höheren 
Werth hat, trotzdem aber nur mit wenig höherem Ansätze angenommen wird 
(80 kr. für die Alten und 40 kr. für die Jungen) 72 bis 81 Millionen Gulden, 
zusammen 112 bis 126 Millionen Gulden mehr erlöst, was ein Plus von 
50 bis 60 Millionen Gulden im Jahre ausmacht, eine Summe, die insgesammt 
den Landwirthen zuströmt, wenn sie eben nur einige Aufmerksamkeit der Ge-
	        
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