Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1880 (1880)

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wird mit Eifer alles, was erreichbar ist, verzehrt, in Fleisch und Fett um 
gewandelt; schnell wachsen die Jungen heran, namentlich wo reichliche Nahrung 
zu Gebote steht, und der Verkauf bringt hübsches Geld bei wenig Kosten ein. 
Auch zum Eierlegen kann man die Enten verwenden; es sind Fälle bekannt, 
wo einzelne Enten bis zu 280 Stück Eier in einem Jahre gelegt, demnach 
die besten und fleischigsten Legehennen übertroffen haben. In China vertritt 
die Ente ganz die Stelle des Haushuhnes, zu Hunderttausenden werden selbe 
dort künstlich erbrütet, und die Jungen dann mit Vortheil aufgezogen und 
verwerthet. 
Manche Gegenden betreiben die Zucht dieser Art Hausgeflügels in 
hervorragendem Maße, gleichwie andere die Gänsehaltung, und die fortgesetzten 
Bemühungen haben staunenswerthe Ergebnisse geliefert. Einzelne Theile 
Englands und Frankreichs züchten durch Jahrhunderte eigene Schläge, von 
denen die Thiere im Durchschnitte ein Gewicht von 4 bis 7 Pfund erreichen, 
bei den Gänsen selbst 25 Pfund, was natürlich im Vergleiche mit unseren 
Marktthieren ungeheuer erscheint. Allein die Leute wußten recht gut, daß 
reichliche, zweckmäßige Ernährung, besonders in der ersten Jugend, gute Haltung, 
sowie sorgfältige Züchtung stets lohnt, und in Befolgung dieser einfachen 
Regeln haben sie die angestaunten Resultate erreicht. 
In England beschäftigen sich Tausende von Kleinwirthen mit der Enten 
zucht; sie haben es dort soweit gebracht, daß die Enten im Alter von 
8 bis 9 Wochen sogar 2 Kilogramm schwer werden, und am Londoner 
Markt im März das Paar selbst mit 10 fl. bezahlt wird, woraus sich die 
außerordentliche Ertragsfähigkeit der Entenzucht, insbesondere der Frühbruten, 
wohl am besten ergibt. 
Was die Taubenhaltung anbelangt, so gewährt selbe bei uns eigentlich 
selten viel Nutzen; zumeist ist es Liebhaberei des Besitzers oder der Kinder, 
doch kann immerhin, wenn die richtigen Arten gehegt werden, ein ganz 
erheblicher Nebenerlös aus dem Verkaufe der zahlreichen Jungen sich ergeben. 
Die Ansichten über den wirklichen wirthschaftlichen Werth sind getheilt, indem 
nicht geleugnet werden kann, daß die Tauben als reine Körnerfresser während 
der Saatzeit nicht unerheblichen Schaden stiften. 
Der geneigte Leser wird vielleicht mit Recht sagen: „Dies ist Alles recht 
schön, mag Alles wahr sein, allein ich sehe noch immer nicht, wie es anzu 
stellen, daß auch wir gleiche Vortheile aus der Geflügelhaltung zu ziehen ver 
mögen, wie andere, glücklicher gelegene Länder, wo eben so ungeheure Preise 
für Geflügel gezahlt werden. Bei uns gibt's dies nicht, wir bekommen kaum 
einige Kreuzer für ein „Händl" oder für's Schock Eier. Und was die Gänse 
und Enten anbelangt, da haben es schon andere versucht, allein bald wieder 
aufgegeben, denn die fressen einen ja arm." 
So wird Mancher sagen, und es bleibt beim Alten; aber hie und 
da wird sich doch vielleicht Jemand finden, der zugesteht, daß er bisher 
gar nicht an das Geflügel gedacht habe, „dies ist ja Sache der Weiber", 
damit tröstete er sich und nun kommt ihm die Angelegenheit unter einem 
neuen Gesichtspunkte, er frägt sich, „ja warum trägt die Geflügelzucht bei 
uns nichts, warum werden andere Länder dadurch reich, welches sind denn 
die Ursachen, liegt nicht der Fehler vielleicht an uns selber?" Und leider
	        
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