Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Ausweichen in der leeren Röhre,"" hätte der Beschränkteste einem gesagt. 
Hätte man weiter gefragt: „„Wie hoch treibt das Steingewicht das Wasser?"" 
So möchte sich wohl auch bald jemand mit der Antwort gefunden haben: 
„„Das richtet sich nach dem Gewichte des Steines."" „Ist er sehr dick, so 
wird er das Wasser hoch hinauf treiben; legt man noch Steine zu und ver 
mehrt so sein Gewicht, so wird er das Wasser in der Seitenröhre steigend 
machen, nimmt man vom Gewichte weg, so wird das Wasser dort sinken." 
Wirth. „Einen Stein hat ja doch schon jeder in der Hand gehabt und 
kennt sein Gewicht; daß einem solchen Deckel das Wasser ausweicht, merkt 
bald ein kleines Kind, das sein Gewicht schon auf dem Fuße empfunden hat." 
Arzt. „Der Stein fällt eben mehr auf, den sieht und greift man, muß 
ihn auch nicht immer tragen, wie etwa den Arm, dessen Gewicht man auch 
nicht mehr beachtet. 
Daß es aber auch so ein Deckel, und zwar ein recht gewichtiger Deckel 
sein muß, dessem Drucke ausweichend das Wasser in der luftleeren Brunnen- 
röhre, oder Most, Bier und Essig im Heber steigen, daran haben lange Zeit 
die Gescheidtesten nicht gedacht." 
Wirth. „Ei! was wäre denn das für ein Deckel, von dem man gar 
nichts sieht und dessen Gewicht doch das Flüssige so schnell auftreibt?" 
Arzt. „Die Luft ist's mit ihrem Gewichte. Sie drückt auf jede Fläche 
und jede Flüssigkeit hat in ihr einen schweren Deckel; weil die Luft fein ist 
und sich noch Leichter verschiebt als Wasser, paßt sie sich an jede Form, und 
kommt durch das feinste Löchelchen in ein Gefäß; die unterste wird von der 
darüberliegenden zusammengepreßt, und drückt ihr wieder entgegen. Darum drückt 
die Luft nicht blos nach abwärts wie der Stein, und seitwärts wie das 
Wasser, sondern auch nach aufwärts. Daß ein hohler Schlüssel, ein Fingerhut 
an den Lippen hängen bleibt, wenn man die Luft aus der Höhlung saugt, 
hat jeder von uns schon als Kind versucht. Daß ein Fläschchen mit Luft 
mehr wiegt, als wenn die Luft herausgesaugt wurde, hat man gleichfalls schon 
oft erprobt. 
Hat die Luft Gewicht, so muß sie so gut auf 
die Dinge drücken, wie das Gewicht des Steines." 
Haidbüchler. „Sie müssen das besser verstehen als ich. Der Stein ist 
dicht und fest; sein Gewicht gibt aus; aber die Luft ist so dünn; was kann 
denn ihr Gewicht viel ausmachen?" 
Arzt. „Die Luft ist freilich gar fein und gering. Die Luft, die Euer 
Literkrug faßt, wiegt wenig mehr als ein Gramm, das kleinste Gewicht, das 
der Krämer hat. Denkt Euch aber solche Liter Luft zu tausenden übereinander, 
meint Ihr nicht, daß ihr Gewicht dann auch ausgibt?" 
Waldlehner. „Geht denn die Luft so hoch hinauf?" 
Arzt. „Die ganze Erdkugel ist von der Luft umschlossen wie die Nuß 
von der grünen Schale. Die Luftschale hat aber überall eine Dicke von etwa 
10 Meilen oder 20 Wegstunden." 
Haidbüchler. „Da thürmt sich die Luft 20 Stunden über mir auf? 
Da mag ihr Gewicht bei aller Feinheit schon ausgeben. Daß aber wir nichts 
empfinden von ihrem Drucke?"
	        
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