Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Krämer. „Das sieht man ja, wenn man in der Stube Wäsche trocknet. 
Oeffnet man die Fenster, damit der Zug neue, weniger feuchte Luft bringt, 
geht das Trocknen schnell wieder vor sich." 
Waldlehner. „Es gibt aber auch ein anderes Mittel. Wenn man 
tüchtig nachheizt, so trocknet die Wäsche so gut, als 
ob frische Luft durchziehen würde." 
Lehrer. „Dadurch sehen wir recht deutlich, daß die schon satte Luft 
durch das Erwärmen auf's neue zur Aufnahme von Dampf oder Dunst ge 
eignet wurde. 
Weil nasse Gegenstände in der nunmehr erwärmten Luft trocknen können, 
so nennt man dieselbe Luft, die man früher feucht oder gesättigt nannte, 
trocken. Sie hat vom früher aufgenommenen Dunste nichts abgegeben, und 
kann doch jetzt ein gut Theil Wasserdampf neu aufnehmen, bis sie sich wieder 
feucht zeigt. 
Würde man nun wieder neu nachheizen, so würde die noch mehr er 
wärmte Luft wieder wie trockene kältere Luft auftrocknend wirken. 
Haidbüchler. „Also nur die satte Luft zeigt sich feucht, und durch neues 
Erwärmen bekommt sie neuen Durst. 
Man sieht ja, wie an kalten Tagen die Regenlachen die längste Zeit 
brauchen, bis sie verdunsten, scheint die Sonne darein, so zieht sie das Wasier 
schnell auf." 
Pfarrer. „So geradehin ziehen nun die Sonnenstrahlen das Wasser 
nicht auf. 
Die Sonnenstrahlen erwärmen die Erde, an dieser erwärmt sich die 
Luft, die nun neuen Durst bekommt und die Feuchtigkeit als unsichtbaren 
Dunst in sich aufnimmt." 
Haidbüchler. „Die Ursache des Verdunsten bleibt am Ende doch die 
Sonne." 
Krämer. „Die Sonnenstrahlen gehen ja doch zuerst durch die Luft. Diese 
bekommt daher doch ihre Wärme aus erster Hand von ihnen." 
Pfarrer. „Die Sonnenstrahlen gehen ja auch zuerst durch Ihre Fenster, 
ehe sie die Vorhänge treffen, und doch sind die Scheiben kaum erwärmt, wenn 
die Vorhänge schon ganz heiß sich anfühlen. Wo aber der Vorhang am Fenster 
anliegt, zeigt sich auch das Fenster heiß." 
Krämer. „Ich habe wich ein Bischen übereilt. Weiß ich doch, daß die 
Luft oben kalt und dort am wärmsten ist, wo sie mit der Erde in Berührung 
kommt, wie die Fensterscheibe mit dem Vorhang." 
Lehrer. „Man hat es genau bemessen, wie viel Wasserdampf eine be 
stimmte Menge Luft bei einem bestimmten Grad von Wärme aufnehmen kann. 
Die Luft in meinem Lehrzimmer 2 ) kann bei Eiskälte 1 Liter aufge 
spritztes Wasser auftrocknen, ohne daß sich an Fenstern und Thüren etwas 
davon niederschlägt; das 2. Liter trocknet schon nicht mehr; wird durch Heizen 
die Luft laulich,^) so trocknet auch dieses; ist die Luft gehörig warm, so kann 
*) Zu 240 Kubikmeter angenommen. 
2 ) Die Temperaturen wurden zu 0. 10 und 20 Grad des huuderttheiligen, oder 0, 
8 und 16 Grad des 80thelligen Thermometers angenommen.
	        
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