Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Geschieht der Schnitt zu frühe, so wird allerdings eiw vorzügliches 
Futterstroh gewonnen, aber die Güte der Körner wird eine um so geringere. 
Letztere werden kleiner und leichter sein, eine runzelige, faltige Schale besitzen, 
und wenig Mehl geben, sich überhaupt von dem sogenannten Hintergetreide 
nur wenig unterscheiden. 
Um das zum Einführen noch nicht taugliche Getreide vor dem schäd 
lichen Einflüße ungünstiger Witterung, bis zu dessen vollständiger Trocknung 
thunlichst zu schützen, ist das in Oberösterreich allgemein übliche Verfahren, 
demzufolge Roggen und Weizen, unmittelbar hinter den Schnittern in Garben 
gebunden und in Puppen aufgestellt werden, besonders zu empfehlen. 
In solchen Puppen oder Mandeln kann die Frucht bis zu drei Wochen 
stehen, ohne wesentlich durch Regen zu leiden. Unkraut stirbt in denselben, da 
ihm Licht und Luft mangelt, bald ab, und wenige warme Tage genügen, 
dasselbe vollständig abzutrocknen; außerdem wird in diesen Puppen das Nach 
reifen der Körner begünstigt. 
Bezüglich der Größe des Viehstandes ist zu bemerken, daß nicht mehr 
Stücke gehalten werden sollen, als gut ernährt werden können. Besser ist, 
anstatt drei Thieren, die nur kümmerlich und schlecht zu erhalten sind, deren 
nur zwei einzustellen, diese aber gut zu pflegen und zu ernähren. Während 
durch jene nur Verlust entsteht, werden diese ei-nen Gewinn abwerfen. Ebenso 
sind zur Aufzucht nur gesunde, kräftige Junge zu verwenden, diese gut zu 
pflegen und zu füttern, denn das in der Jugend Versäumte läßt sich später- 
gar nicht, oder doch nur schwer nachholen. 
Leider kommt nur zu häufig der Fall vor, daß der Landwirth von zwei 
Kälbern das kräftiger entwickelte dem Fleischer verkauft, weil es besser bezahlt 
wird, das schwächere aber zur Aufzucht verwendet. Leicht läßt sich absehen, 
was aus einem solchen Schwächling wird, wenn ihm dazu noch mangelhafte 
Pflege und Fütterung zu Theil wird, und was für Nachkommen ein derartiges 
Stück Vieh zu liefern im Stande ist. 
Auf die gute Pflege und Reinhaltung der Thiere ist besondere Sorgfalt 
zu verwenden, denn nicht ohne Grund sagt schon ein altes Sprichwort: „Gut 
geputzt, ist halb gefüttert." — Soll sich das Thier wohl befinden, darf der 
Stall nicht dumpfig, kalt oder zugig, aber auch nicht zu warm sein und muß 
die verdorbene Luft durch neue ersetzt werden können. Das Lüften des Stalles 
wird durch Oeffnen der Fenster bewerkstelligt, wobei zu beachten ist, daß immer 
nur die auf einer Seite befindlichen geöffnet werden und niemals zu gleicher 
Zeit auch die gegenüberliegenden, weil dann Zugluft entsteht, welche abgesehen 
von den darauf folgenden Krankheiten auch einen schädlichen Einfluß auf 
den Milchertrag der Kühe ausübt. Im Winter ist stets nur an hellen Tagen 
während des Mittags für kurze Zeit durch die auf der Sonnenseite gelegenen 
Fenster, im Sommer dagegen durch jene, welche sich im Schatten befinden, zu 
lüften. — Die Fenster dürfen nicht zu klein sein und sollen über den Köpfen 
der Thiere angebracht werden, wodurch jede Zugluft vermieden wird. Noch 
besser ist zum Zwecke der Lüftung die Anbringung von Abzugsröhren, die von 
der Stalldecke durch den Bodenraum über die Dachfläche hinausreichen und 
den fortwährenden Ersatz der verdorbenen Luft vermitteln.
	        
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