Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Um eine befriedigende Ernte zu erzielen, ist dungkräftiger und zweck 
mäßig bearbeiteter Boden allein nicht genügend, vielmehr muß auch guter, 
kräftiger und reiner, d. h. nnkrantfreier Same zur Saat verwendet werden. 
Die Auswahl desselben ist von großer Wichtigkeit und ist hiebei mit besonderer 
Umsicht vorzugehen. 
Wird das Saatgut in der eigenen Wirthschaft erzeugt, so ist hiezu das 
beste Grundstück, und hievon wieder jener Theil zu wählen, welcher mit den 
bestentwickelten Pflanzen bestanden ist. Letztere sind für sich zu ernten, nach 
dem Drusche sorgfältig zu reinigen, wobei die Entfernung möglichst aller Un 
krautsamen anzustreben ist und sodann auf dem Schüttboden in besonderen 
Haufen aufzubewahren. Diese mache man nicht zu hoch und schaufle sie öfter 
um, damit jede Erhitzung, welche den Verlust der Keimfähigkeit bewirkt, ver 
mieden werde. 
Da jedoch häufig fremder Same zugekauft werden muß, so ist hiebei 
vermehrte Vorsicht geboten. Der anzukaufende Same ist genau zu untersuchen, 
ob er nicht viele Unkrautsamen, Erde, Steine und andere Beimengungen ent 
halte, die nur zu gerne von gewissenlosen Händlern absichtlich beigemengt 
werden, um das Gewicht zu vermehren; auch darf nie die Prüfung des 
Samens auf dessen Keimfähigkeit unterlassen werden, wobei darauf zu achten 
ist, ob die Keime kräftig hervortreten, und ob hiezu eine kürzere oder längere 
Zeit erforderlich ist. 
Diese Keimprobe ist um so wichtiger, als ja bekannt ist, daß die Samen 
ihre Keimkraft in dem Maße verlieren, als sie älter werden. Nur beim Weizen 
ist anzurathen, solchen Samen zu verwenden, der bereits ein Jahr alt ist, da 
nach diesem Zeitraume, etwa anhaftende Keime des Brandpilzes vollständig 
die Keimfähigkeit eingebüßt haben, und dann um so eher auf eine brandfreie 
Frucht zu rechnen ist. 
Die Saat, d. i. die Uebergabe des Samens an den Boden, muß 
zur richtigen Zeit geschehen, damit die Pflanze den genügenden Zeitraum zur 
Entwicklung und vollkommenen Ausreife vor sich hat. 
Die Ernte der Früchte soll womöglich dann stattfinden, wenn die 
selben die richtige Reife erlangt haben. 
Mit der Ernte darf nicht bis zur Ueberreife gewartet werden, vielmehr 
muß dieselbe schon früher stattfinden, wenn die Körner aus dem milchigen 
in den mehligen Zustand übergehen und ehe sie vollkommen hart geworden. 
Die Vortheile sind sehr bedeutend. Abgesehen davon, daß das Stroh einen 
höheren Futterwerth hat, da die Zellen noch nicht vollständig verholzt sind, 
bleiben auch die Körner viel mehlreicher und schwerer, und besitzen eine dünnere 
Schale als in der Todtreife. Demgemäß ist auch der Werth ein größerer, 
und wird für dieselben ein besserer Preis bezahlt. Eine Nachreife findet immer 
statt, wenn die Garben in Puppen, Mandeln, Kreuzen rc. aufgestellt werden. 
Bei den Schoten tragenden Gewächsen, den sogenannten Hülsen 
früchten, ist eine noch größere Vorsicht zu beobachten. Hier muß ohne 
Rücksicht auf die etwa noch unreifen Schoten die Ernte dann geschehen, wenn 
der größte Theil der angesetzten Schoten die volle Reife erlangt hat. Ueber- 
haupt ist angezeigt, bei verschiedenem Reifestande dann zu ernten, wenn die 
ersten Körner oder Schoten vollständig ausgereift sind.
	        
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