Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

113 
holen, ja selbst Luft von dem Weltmeere hereinziehen, das die Westküste 
unseres Welttheiles bespült. Daß diese Luft Feuchtigkeit mitführt, die fast 
regelmäßig sich zu Wolken verdichtet und häufig als Regen sich absetzt, ist 
bekannt. Mit gutem Grund kann daher der Gelehrte für unsere Gegend 
trübes und regnerisches Wetter voraussehen." 
Krämer. „Wenn es aber nicht eintrifft, glaubt kein Vernünftiger mehr 
an die Sache." 
Lehrer. „Der Vernünftige wird zuerst einsehen, daß Fälle ein 
treten können, welche die Voraussicht durchkreuzen. Das Maximum kann 
sich als hinlänglich zur Ausfüllung des Minimums erweisen, das ja auch 
von andern Gegenden Luft aufsaugt. 
Der Meeresluft können auf ihrem Heimwege die Gebirge die Feuch 
tigkeit genommen haben; ein heißer Tag erwärmt die Luft so sehr, daß sie 
ein reiches Maß von Dünsten aufgelöst zu erhalten vermag, so daß ein 
heiterer Himmel herunterblaut, während bei einiger Abkühlung dichter Regen 
strömen müßte. 
Der Vernünftige wird erst den Ursachen des Nichteintreffens nach 
forschen und dann erst ein Urtheil fällen über die Richtigkeit der Ansage, die 
ja gar nicht sagt: Regenwetter muß kommen, sondern: „Ursachen, gewich 
tige Ursachen zur Herbeiführung von Regenwetter sind da." 
Krämer. „Wie erfahren wir von einem Minimum in Frankreich. 
Dieses sollte uns ja doch Ostwind und trocken Wetter bringen?" 
Lehrer. „Die Anstalten der verschiedenen Reiche theilen seit neuerer 
Zeit die Beobachtungen auf ihrem Gebiete der Anstalt in Wien mit, dort 
ergänzt man die sogenannte Wetterkarte und weiß daher immer, wo ein 
Minimum ist. Die meisten Luftverdünnungen entstehen ja gar nicht bei 
uns, viele haben ihre Heimat in heißen Ländern, schreiten über dem Meere 
nach Norden fort und kommen bei Irland an's Land, von wo sie meistens 
über England, die Nordsee, Dänemark u. s. w. nach Rußland sich fort 
bewegen, wo sie sich meist verlieren." 
Schmied. „Wenn das Minimum wandert, so muß sich ja der Wind 
bei seinem Fortschreiten ändern. 
Irland liegt im Nordwesten von uns, daher zieht die Luft auf unserer 
Seite aus Südosten an; ist es so weit vorgerückt, daß es nördlich von uns 
steht, bringt es uns den Süd- und endlich den Südwestwind. Da dreht sich 
auch der Wind mit dem Uhrzeiger. 
Lehrer. „Man braucht nur auf ein geöltes Blatt Papier das Minimum 
mit einem Kreise darzustellen, und die Windrichtungen zum Minimum wie 
die Speichen eines Rades daran zu zeichnen, so findet man beim Fortschieben 
des Blattes über die Karte leicht, welche Winde einen gewissen Ort während 
der Wanderung eines Minimums nach einander treffen. 
Falle senkt sich für die abströmende Luft, obere Luft nach, und in die entstehende 
Senkung stießt Lust, die aus dem Minimum aufsteigend sich nach allen Seiten ver 
breitet. Dieser ursprünglich wärmere Ersatz der abgestossenen Luft unterliegt nun 
gleichfalls den abkühlenden und verdichtenden Einflüssen, daher die meist lange Dauer 
eines Maximums. 
8