Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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größeren Weg zurücklegen als wir und sind daher einen zwei- und drei 
mal schnelleren Lauf gewohnt, als die n ö r d l i ch von uns Befindlichen.* **) ) 
Diese Drehung von West nach Ost kann aber der Nordwind auf seinem 
Weg nach Süden so wenig aufgeben, wie der Gegenwind auf seiner Wander 
schaft nach Norden. 
Der Nordwind macht aber diese Drehung in seiner gewohnten langsamen 
Weise; je weiter er nach Süden vorrückt, desto schneller sind die Orte in 
ihrem Laufe nach Osten, und er bleibt ihnen dabei immer weiter zurück; wie 
die Orte unter ihm und durch ihn nach Osten voraneilen, gewinnt es den 
Anschein, daß er ihnen von Osten her entgegenwehe. Je weiter es ihn von 
Norden herbeizieht, desto weiter bleibt er zurück, desto mehr dreht er sich mit 
dem Uhrzeiger." 
Schmied. „Ohne Oberwind müßten ja diese Gegenden selbst luftarm 
werden, zumal sich ja dort der Umfang der Erdringe verengert." 
Lehrer. „Daher wird auch der in immer engere Bahnen kommende 
Oberwind gezwungen nach der Tiefe zu drängen, und es gelingt ihm nicht 
selten, schon in unsern Gegenden sich sein Bett bis in unsere Schichten zu 
graben und den Nordwind ganz und gar zu verdrängen." 
Schmied. „Weil der Nordwind in seinem Vordringen in weitere 
Bahnen kommt, muß der Oberwind sich um so leichter zwischen den Unter 
wind hineinkeilen können." 
Haidbüchler. „Der M i t t a g w i n d ist also der Ober 
wind, der sich zwischen den Unterwind hineinschiebt. Jetzt weiß ich auch, 
woher er die Wärme hat." 
Lehrer. „Und auch die Feuchtigkeit, denn er kommt über warme Meere 
zu uns, aus denen er sich volltrinkt." 
Haidbüchler. „Bei uns kühlt er ab und bringt den Regen. Wenn der 
Mittagswind von oben her den schweren Nordwind verdrängt, muß ja auch 
das Quecksilber anzeigen, daß leichtere Luft drüber liegt." 
Lehrer. „Das Barometer verkündet uns durch sein Fallen das Nieder 
steigen des Südwindes viel früher als die Windfahne." 
Haidbüchler. „Der Südwind dreht auch mit dem Uhrzeiger. 
Lehrer. „Weil er der Schnellere ist und auf seiner Bahn nach 
Norden den Ortschaften nach Osten hin v o r a n e i l t. Sie spüren ihn 
daher mehr von rückwärts***), und wenn er lange weht und von weither 
immer schnellere Drehung gewohnte Luft herbeiführt, kommt er gar von 
West." 
Haidbüchler. „Kommt er da auch über Meere? Feuchtigkeit bringt 
er genug mit." 
*) Stäbchen in der Richtung eines Spaltschnittes (Meridianos) in den Apfel 
gesteckt, veranschaulichen die Verschiedenheit des von jedem zurückgelegten Weges, die 
verschiedene Geschwindigkeit der Drehung. 
**) Das Verengern der Meridiane (Mittagslinien) nach den Polen zu, wie 
umgekehrt das Erweitern von den Polen ab veranschaulichen die Schnittlinien eines 
in mehrere Spalten getheilten Apfels. 
***) Das Gesicht nach Osten, der Drehungsrichtung, gedacht.
	        
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