Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1879 (1879)

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Oedbauer. „Ein sicheres Wetterzeichen sind doch auch die Regenwurzeln 
oder die Regenblüh'. Die deuten meist auf einen längern Regen." 
Lehrer. „Diese Federwolken oder Windbäume, wie man sie auch nennt, 
deuten auf einen längeren Regen, weil sie einen feuchten Oberwind anzeigen, 
der den Dunst aus der Weite herbeiführt. 
Anfangs, so lange der Wind in so großer Höhe sich hält, kann er 
freilich der Kälte wegen nicht viel Dampf mitführen, und das Wenige, was 
er davon mitbringt, gefriert in diesen Höhen zu Eisnadeln. Diese ordnen sich 
zu den fedrigen oder gekrausten Streifen etwa so, wie der Dunst im Winter 
am Fenster die Eisblumen bildet." 
Krämer. „Sind diese Windfedern gar so hoch oben?" 
Lehrer. „Sie sinken nie bis zu den Gipfeln auch der höchsten Berge, 
und man schätzt ihre Entfernung vom Thalboden gegen zwei Wegstunden. 
Steigt der Oberwind schon mehr hernieder und drängt dabei den Unterwind 
mehr und mehr zurück, so bringt er auch schon mehr Feuchtigkeit mit, ohne 
daß sich schon Gewölk bildet." 
Haidbüchler. „Die ersten Wolken bleiben dann wohl längere Zeit über 
den hohen Bergen im Süden stehen." 
Lehrer. „Dieses Stehenbleiben ist nur scheinbar. Die Luft, die von Süden 
her schon ziemlich niedrig weht, muß an den Bergen, die sich ihr entgegen 
stellen, wieder in die Höhe, und kühlt sich ab, wobei sich ihr Dunst zu 
Wolken verdichtet; hat die Luft dieses Hinderniß überwunden, so senkt sie sich, 
ihre Wärme kommt wieder zum Vorschein, und sie löst die Wolken wieder in 
Wasserdampf auf, den sie uns zuführt, ohne daß wir ihn sehen. Immer neue 
Dünste sind es, die sich aus der gleichen Ursache an der gleichen Stelle ver 
dichten, weßhalb die Wolke zu stehen scheint." 
Haidbüchler. „So mag's wohl auch mit dem Wolkenstrich an meinem 
Wetterwinkel sein. 
Man merkt auch an der eigenthümlichen Färbung des Firmamentes, 
daß Dunst oben ist. Dabei zieht einem die Luft das Gebirge ganz nahe herzu. 
Warum macht's da nicht gleich Wolken, wie aus dem Dunst, der von unfern 
Auen aufsteigt?" 
Lehrer. „Weil der Oberwind wärmer ist, als die heimische Luft in diesen 
Höhen, und daher den Dunst viel Länger aufgelöst hält." 
Großbauer. „Da ist immer von zweierlei Winden die Rede. Wie ich 
den Wind spüre und der Rauch oder die Windfahne ihn zeigt, so geht er." 
Haidbüchler. „Daß oben ein anderer Wind geht, merkt man oft 
an den Wolken, die von der Gegend herwärts ziehen, nach welcher unten der Wind 
hinweht. Es wird das im Großen sein, was in der geheizten Stube vor sich 
geht, wo es auch das Licht unten zum Ofen hinweht, oben vom Ofen 
wegweht." 
Lehrer. „Denken wir uns den Ofen in die Mitte einer großen Stube, 
so haben wir den Vergleich noch treffender. 
Unten weht von allen Seiten die Luft zum Ofen hin, steigt erwärmt an 
ihm empor, und fließt oben nach den Seiten hin wieder ab. Derselbe Vor 
gang spielt sich auf unserer Erdkugel ab." 
Krämer. „Wo haben Sie hier den Ofen?"
	        
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