Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1875 (1875)

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chondrie (Milzsucht) den Vater, kn Bärvater nennet, (z. B., es steiget 
ihr, ihm, die Mutter, der Vater auf) — den Kornvater, Vater körn 
oder (Salzburg) Bat er kern. 
Er kauet den Kornfoda wider den Bärfoda, damit ein Foda den anderen 
stillen und besänftigen kann. (Höfer in seinem oberösterr. Wörterbuch.) 
Wenn die Kühe lange nicht stieren wollen, wird ihnen der Kornfoda 
manchmal zwischen Brot eingegeben. (Eben derselbe.) 
Bekannt und verehrt unter dem christlichen Volke ist der heilige 
Martin (s 402); jener französische Bischof und Wundermann, welcher um- 
herum Segen und Fruchtbarkeit spendet. 
Sein Fest fällt auf den *1.^’, ; daher auf eine Äahres- 
neu: 11. November- 
zeit, wo der glückliche Landmann die Gaben der Allmutter-Erde, die er „im 
Schweiße des Angesichtes" bebauet, bereits glücklich eingeheimset hat. 
Er wird abgebildet zu Pferde, seinen Mantel mit dem Schwerte thei 
lend, um mit dem losen Stücke die Vlößeu des Armen zu decken; eine Gans 
neben ihm, das alte Symbol der Fruchtbarkeit und der Wachsamkeit, das 
tröstende Bild der Auferstehung. 
Einer alten Legende zu Folge, hatten den heiligen Martin seine Lieb 
lingsthiere, die Gänse, zum Bischof von Tours ernannt; daher die Martins 
gans: 
1) eine Zinsgans, welche in einigen Gegenden am „St. Martins 
tage" dem Grundherrn, zur Erkenntniß seines Grundeigenthumes, 
gegeben werden muß; 
2) eine gebratene Gans, welche man am „Martinsabende" mit 
guten Freunden und unter allerlei Lustbarkeiten zu verzehren pflegt. 
Figürlich wird auch wohl der Martinsschmaus, oder derjenige Schmaus, 
wovon die Martinsgans ein Theil ist, die Martinsgans 
genannt. 
Daher das Martins-Horn, eine in Butter gebackene Speise in 
Gestalt eines Hornes; welches man an einigen Orten um die Zeit des 
Martintages zu bereiten pflegt. 
Daher der Martins - Mann, im Mecklenburgischen derjenige 
Lübeckische Rathsdiener, welcher alle Jahre zu Martini eine gewisse Quantität 
Wein in den herzoglichen Keller liefern mußte; welche Gewohnheit die Mecklen 
burger für ein Andenken der Mecklenburgischen Herrlichkeit über Lübeck, die 
Lübecker aber für eine bloße Erkenntlichkeit wegen ihrer Zollfreiheit im Lübeck- 
schen ausgeben. 
Daher der Martins-Schoß, eine Art Schoßes in Brandenburg, 
welche die Städte von ihren ansäßigen Bürgern um Martini einnehmen und 
solches zu ihren Landesschulden oder auch zu ihrem Behufe anwenden. 
Und selbst der Allermanns - Verdruß, der alte Auszügler freuet sich 
kindlich und kindisch auf seinen neuen Namenstag; wo ihn der junge Bauer 
und Nachfolger mit Martins Gaben bindet.
	        
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