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als Hausfrau fühlen und die gebührende Stellung gegenüber den Dienstboten
einnehmen. Auch in öffentlicher Gesellschaft zeige er in seinem Benehmen
gegen seine Frau die achtungsvolle Ergebenheit, mit der er ihr zugethan ist.
Das größte Vergnügen aber müssen der Landwirth und seine Frau in
ihrem Hauswesen finden. Die Erziehung der Kinder und die Freuden über
die geistige und körperliche Entwicklung derselben, der Besuch naher Verwand
ten, die sichtbaren Fortschritte der Wirthschaft, das Gedeihen der Feldfrüchte,
des Viehstandes geben vielfache Freuden. Ein Spaziergang im Sommer an
Sonn- und Feiertagen Nachmittags auf Felder, Wiesen oder im Wald, ein
Abend im Hausgarten, der Besuch freundlicher Nachbarn sind wahre Erho
lungsstunden für beide Eheleute.
Kommen dann auch Stürme des Lebens, Mißernte, Krankheiten und
sonstige Unglücksfälle, so wird, wie bereits oben erwähnt, die treue Liebe
beider Ehegatten sie gegenseitig in der Kraft zur Ertragung derselben stählen,
und wenn sie vorüber sind, so wird der Rückblick auf dieselben und ihre
gegenseitige Haltung hiebei eine freudige Erinnerung bilden.
Es ist uns im Baterlande noch vielfach beschieden, solche treffliche
Hauswirthinnen zu haben, sie müssen auch unseren Nachkommen erhalten
bleiben. Dazu muß vorzüglich wieder die jetzige Hausfrau und die Schule
wirken. Im Hause muß die Mutter die ersten Keime wahrer Gottesfurcht in
das Herz der Tochter pflanzen, in allem ihren Thun nnd Lassen derselben
zum Vorbilde sein. Durch Anhalten zu körperlichen Arbeiten, angemessen dem
Alter derselben, muß dieselbe Fleiß und Thätigkeit hiefür anregen und durch
die hiebei stattfindende Bewegung im Freien muß auf die Erstarkung des
Körpers gewirkt werden. Die Schule muß den Religions- und den Elementar-
Unterricht gründlich darbieten und die nach den Anforderungen der jetzigen
Zeit einzurichtenden weiblichen Fortbildungsschulen müssen den Unterricht ver
vollständigen und durch Rechnen, einfache Buchführung, nützliche Kenntnisse
aus der Natur, Landwirthschaft denselben erweitern. Wird so diese geistige
Entwicklung mit der körperlichen in harmonisches Gleichgewicht gebracht, so
werden sich unsere Mädchen zu kräftigen und gesunden, für den Haushalt
gründlich gebildeten Frauen entwickeln, welche unter der Leitung eines verstän
digen Mannes eheliches Glück auch ferner hei uns begründen.
Ich wiederhole zum Schlüsse, was ich über die Behandlung der Haus
wirthin gesagt, und lege sie jedem jungen Landwirth an's Herz, denn eine
gute Hausfrau ist eine glänzende Perle, und wie man diese nicht mit Essig
begießen darf, ohne sie zu zerstören, so darf man die Ehefrau nicht mit
Schärfe behandeln, wenn sie ihren Glanz behalten soll.
Landw. Blätter.