Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1875 (1875)

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als Hausfrau fühlen und die gebührende Stellung gegenüber den Dienstboten 
einnehmen. Auch in öffentlicher Gesellschaft zeige er in seinem Benehmen 
gegen seine Frau die achtungsvolle Ergebenheit, mit der er ihr zugethan ist. 
Das größte Vergnügen aber müssen der Landwirth und seine Frau in 
ihrem Hauswesen finden. Die Erziehung der Kinder und die Freuden über 
die geistige und körperliche Entwicklung derselben, der Besuch naher Verwand 
ten, die sichtbaren Fortschritte der Wirthschaft, das Gedeihen der Feldfrüchte, 
des Viehstandes geben vielfache Freuden. Ein Spaziergang im Sommer an 
Sonn- und Feiertagen Nachmittags auf Felder, Wiesen oder im Wald, ein 
Abend im Hausgarten, der Besuch freundlicher Nachbarn sind wahre Erho 
lungsstunden für beide Eheleute. 
Kommen dann auch Stürme des Lebens, Mißernte, Krankheiten und 
sonstige Unglücksfälle, so wird, wie bereits oben erwähnt, die treue Liebe 
beider Ehegatten sie gegenseitig in der Kraft zur Ertragung derselben stählen, 
und wenn sie vorüber sind, so wird der Rückblick auf dieselben und ihre 
gegenseitige Haltung hiebei eine freudige Erinnerung bilden. 
Es ist uns im Baterlande noch vielfach beschieden, solche treffliche 
Hauswirthinnen zu haben, sie müssen auch unseren Nachkommen erhalten 
bleiben. Dazu muß vorzüglich wieder die jetzige Hausfrau und die Schule 
wirken. Im Hause muß die Mutter die ersten Keime wahrer Gottesfurcht in 
das Herz der Tochter pflanzen, in allem ihren Thun nnd Lassen derselben 
zum Vorbilde sein. Durch Anhalten zu körperlichen Arbeiten, angemessen dem 
Alter derselben, muß dieselbe Fleiß und Thätigkeit hiefür anregen und durch 
die hiebei stattfindende Bewegung im Freien muß auf die Erstarkung des 
Körpers gewirkt werden. Die Schule muß den Religions- und den Elementar- 
Unterricht gründlich darbieten und die nach den Anforderungen der jetzigen 
Zeit einzurichtenden weiblichen Fortbildungsschulen müssen den Unterricht ver 
vollständigen und durch Rechnen, einfache Buchführung, nützliche Kenntnisse 
aus der Natur, Landwirthschaft denselben erweitern. Wird so diese geistige 
Entwicklung mit der körperlichen in harmonisches Gleichgewicht gebracht, so 
werden sich unsere Mädchen zu kräftigen und gesunden, für den Haushalt 
gründlich gebildeten Frauen entwickeln, welche unter der Leitung eines verstän 
digen Mannes eheliches Glück auch ferner hei uns begründen. 
Ich wiederhole zum Schlüsse, was ich über die Behandlung der Haus 
wirthin gesagt, und lege sie jedem jungen Landwirth an's Herz, denn eine 
gute Hausfrau ist eine glänzende Perle, und wie man diese nicht mit Essig 
begießen darf, ohne sie zu zerstören, so darf man die Ehefrau nicht mit 
Schärfe behandeln, wenn sie ihren Glanz behalten soll. 
Landw. Blätter.
	        
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