Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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Um diese Krankheiten zu verhüten, sorge man, wie oftmals be 
merkt, für einen luftigen Stall, gebe in heißen Sommermonaten häufig Salz 
und reichlich frisches Wasser als Tränke, behandle überhaupt die Thiere so, 
wie es im vorjährigen Kalender zur Verhütung des Milzbrandes angerathen 
wurde. 
Weniger Vieh und gut gefüttert, giüt größeren 
Rutzen (iss Dieses und schlecht genährtes. 
In einer Gegend des Mittelgebirges in ein und derselben Gemeinde 
liegen 2 Bauernhöfe nahe beisammen von fast gleicher Größe und Bodenbe- 
schasfenheit; den einen wollen wir den Reith-, den andern den Oedthof nennen. 
Bei meinen Wanderungen kam ich oft an diesen Höfen vorüber und 
bemerkte, daß die Fechsungen am Reithhof von Jahr zu Jahr minder schön 
standen, während die des Oedthofes im gleichen Maße sich verbesserten. 
Ich sah, daß auf beiden Höfen Ordnung und Thätigkeit herrschte, daß die 
Düngerbehandlung eine entsprechende, die Bearbeitung der Felder eine gute 
war; nur kam es mir vor, als wenn letzterer Zeit am Reithhof weniger tief 
geackert würde als am Oedthof. — Beide Besitzer waren ordentliche nüchterne 
Leute und auch deren Weiber und Kinder brav und arbeitsam, es blieb sohin 
ein Räthsel, warum es bei der einen Wirthschaft vorwärts, bei der anderen eher 
rückwärts ging. 
Unlängst brachte mich ein Amtsgschäft in beide Häuser und es bot sich 
so die Gelegenheit, die Ursachen dieses Unterschiedes herauszufinden. — Die 
Besitzer führten mich auch in den Stall; da fand ich die Auflösung des 
Räthsels. — 
Der Oedtbauer hatte einen hübschen Rindviehschlag, welcher sehr gut 
genährt war. Die Euter der neumelkigen Kühe strotzten vor Milch, das 
Jungvieh war auf sein Alter sehr gut entwickelt; die Zugochsen sahen sehr gut 
aus; ohne fett zu sein, waren sie doch wohlbeleibt, stark und kräftig. Der 
Viehstand betrug 6 Kühe, 8 Stück Jungvieh und 4 Ochsen, zusammen 
18 Stück. 
Anders war es beim Reithbauer: Da waren die Kühe so mager, daß 
man einen Hut auf ihre Knochen hätte aufhängen können, und doch sahen 
sie so wenig milchend aus; das Jungvieh mit struppigem Haar, offenbar 
verkümmert; die Zugochsen sahen ebenso mager und traurig aus, und doch 
war zu erkennen, daß dieses Vieh einem ebenso kräftigen Schlage angehörte 
als das des Oedtbauers. 
Ich zählte die Häupter und fand 10 Kühe, 15 Stück Jungvieh und 
6 Ochsen, zusammen 31 Stück. — Nun ging mir ein Licht auf; die Ursache, 
warum es beim Reithbauer eher rückwärts ging, war einzig und allein, daß 
er verhältnißmäßig zu viel Vieh hielt und dieses nur schlecht 
zu nähren im Stande war. 
Der Bauer mochte mir wohl ankennen, daß ich von seinem Viehstand 
nicht recht erbaut war; er entschuldigte sich, daß das Futter zur Neige gehe;
	        
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