Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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lung der Luftsäcke vergesellschaftet (komplizirt), so ist im ersteren Falle die 
dort angegebene Behandlung einzuleiten, im letzteren jedoch, wo heftige Athem- 
noth eintritt, ist die Hilfe des Thierarztes unbedingt nöthig, da hier die 
schwierige Operation des Luftsackstiches, selbst Schnittes, erforderlich ist, die 
eben eines gewandten Fachmannes bedarf, — kurpfuschende Abdecker und dgl. 
können hier nicht helfen — und diese Krankheit ist es, woran so viele 
namentlich junge Pferde zu Grunde gehen, wo es dann heißt: „Mein Pferd 
litt an der Kehle, ich habe den Abdecker 1 und den Schmied Z gerufen, das 
Pferd ist doch — erstickt." Die Ursache, daß es erstickte, war: daß diese 
vom Luftsackstiche ebenso wenig Kenntniß hatten, als vom Luftröhrenstiche, 
welch' Letzterer die augenblickliche Erstickungsgefahr abgewendet hätte. Also! 
hat man einen wissenschaftlich gebildeten Thierarzt nicht zur Hand, so ver 
zichte man auch auf den Kurpfuscher und auf dessen auf Verdienst abzielende 
Geschäftigkeit; man helfe sich mit dem Angegebenen selbst. 
Ja schon wieder keine Arznei, wird es heißen! Nun wer solche will, 
soll sie hier angegeben erhalten, wie sie eben einzig und allein für diese Kran 
ken zuträglich ist, aber ja nicht die Thiere mit „dem Eingeben" plagen; man 
verabreiche blos eine Schlecke, welche folgendermaßen und mit diesen oder- 
ähnlichen Mitteln bereitet wird, z. B. Salbeikraut etwa 1 bis 2 Hand voll 
mit 2 Maß siedendem Wasser abgegossen — wie gewöhnlichen Thee — wird, 
nachdem es im zugedeckten Gefäße erkaltet ist, abgeseiht und in dasselbe 1 / 2 
bis 1 Loth verdünnter Salzsäure, wo selbe nicht vorhanden, 2 bis 3 Eß 
löffel voll gewöhnliches Kochsalz gegeben, diese Mischung wird mit etwas 
ordinärem Mehle, gleichviel von welcher Gattung, zu einem dünnen Breie 
angerührt und dem Kranken mittelst eines etwa 1 bis 1 1 / 2 Fuß langen 
Stabes, an dessen Ende ein Leinwandlappen gewickelt und befestigt ist, bei 
gebracht, und zwar so, daß dem Kranken nur das Maul hiemit „ausge 
pinselt" werde. Wer Honig hat, kann auch diesen beisetzen, auch ein Zusatz 
von reinem Essig, besonders unseres Mostessigs, ist gut, doch darf die ganze 
Mischung nur in dem Grade säuerlich sein, daß sie beim Kosten nur einen 
angenehul säuerlichen Geschmack, nicht aber ein brennendes Gefühl zurückläßt. 
Lassen hierauf die Schlingbeschwerden nach, so ist die weitere diätetische 
Behandlung die, wie sie bei der Drüse und Kehle angegeben wurde. 
D. Brustfell- und Lungenentzündung. 
Obwohl beide Krankheiten separat genannt wurden, so können sie doch 
füglich in diesen Zeilen gemeinschaftlich abgehandelt werden, einmal schon des 
halb, weil diese feinere Unterscheidung dem Laien nie, dem Fachmanne wenig 
stens im Beginne, häufig nicht möglich ist, anderseits, weil bei den Thieren 
beide Leiden ganz gewöhnlich nicht vereinzelt, sondern gemeinschaftlich aufzu 
treten pflegen, und dann —was eben die Hauptsache — daß die erste Hilfe 
leistung, wie sie eben der Landwirth leisten kann und soll, ganz gleich ist. 
Auch diese Krankheit kommt nur vorzugsweise beim Pferde, aus eben 
der Ursache, wie sie bei der Halsentzündung angegeben wurde, vor. Das 
hieran erkrankte Thier äußert Anfangs eben die Erscheinungen, wie bei allen 
anderen innerlichen Krankheiten. Spezifisch ist jedoch hier die Athmungs-
	        
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