Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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hiebei. Der Kadaver muß vollkommen erkaltet sein, man hüte sich 
vor jeder auch noch so kleinen Verletzung, gehe aber besonders mit verletzten 
Händen nicht an eine solche Sektion. 
Lieber zehn Kadaver von wüthenden Hunden — bei denen eben wenig 
oder gar keine Gefahr ist — als nur eine von einem rotzigen Pferde zu seciren! 
Qualvoll ist das Leiden eines solche angesteckten Menschen, meist ist er un 
rettbar verloren. 
C. Halsentzündung. 
Diese Krankheit, mit Ausnahme der Fälle, wo fremde Körper in den 
Schlund oder die Speiseröhre gelangen, also örtlicher und traumatischer Ursache 
ihr Entstehen verdanken, oder wo sie Lokalisirung des Anthraxes sind, -von 
welchem im vorjährigen Kalender ausführlich gesprochen wurde, kömmt bei 
allen Thiergattungen — außer dem Hunde — hauptsächlich, fast einzig nur 
beim Pferde vor und ist immer Folge einer Verkühlung: wie kalte Tränke 
bei nicht gehörig abgekühlten Thieren u. dgl. 
Warum selbe als solche auch nicht beim Rinde oder Schweine vor 
kömmt, ist einfach darin gelegen, daß diese Thiere einer Hauttransspiration 
(Schwitzen) nicht unterliegen. 
Das mit dieser Krankheit behaftete Pferd zeigt bei oberflächlicher Be 
trachtung beiläufig dieselben Krankheitserscheinungen wie bei der Kehle, daher 
es kommt, daß sie auch hier zu Lande gewöhnlich in dieselbe Reihe gesetzt 
und ebenso benannt wird. Bei genauerer Beobachtung solche kranker Pferde 
wird man jedoch wahrnehmen, daß selbe das vorgegebene Futter hastig er 
greifen, jedoch lange im Munde bei starker Speichelung kauen, um es endlich 
nicht zu verschlucken, sondern herausfallen zu lassen. Charakteristisch ist das 
Trinken dieser kranken Thiere; gieriger als nach Futter langen sie nach dem 
vorgehaltenen Trinkwasser, schlürfen dasselbe aber langsam, strengen sich an 
es zu schlucken, was nur selten theilweise gelingt, sondern die aufgenommene 
Tränke kommt auf einem änderen Wege nämlich durch die Nase zurück. 
Das Wesen dieser Krankheit besteht einfach in einer Entzündung der Nachen 
höhle mit Inbegriff der Speiseröhre, und unterscheidet sich eben hiedurch vom 
sogenannten Strengt und dem Bronchialkatarrh. Die Behandlung jedoch 
ist diesen fast gleich, nur malträtire man die Kranken nicht mit dem üblichen 
„Eingeben", da sie eben nicht, oder nur mit Schmerz schlucken können. Man 
gebe solche Kranke in den früher beschriebenen Stall, frottire sie, hülle sie 
mäßig mit Decken ein, verabreiche blos das bei der gutartigen Drüse und 
Kehle angegebene Futter und Getränke, welche letzteres, da die Kranken wenig 
auf einmal zu sich nehmen können, ihnen in einem Büttel, welches an der 
Krippe (Barren) befestigt ist, unter mehrmaliger Wechselung während des 
Tages dauernd zu belassen ist. Den Hals und Kehlkopf reibe man mit den 
bei der Drüse beschriebenen Linimente in Zwischenräumen von 4—6 Stun 
den insolange ein, bis die Haut schmerzhaft wird und anschwillt. Die bei 
der Drüse beschriebenen Dunstbäder werden auch bei der Halsentzündung mit 
großem Nutzen angewendet. Mit dieser Behandlung wird in den meisten 
Fällen ausgereicht. Ist jedoch das Leiden mit der Drüse, oder gar mit Fül-
	        
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