Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

sich entleeren, worauf die Kranken große Erleichterung und Wohlbehagen 
zeigen. 
Die Drüse braucht außer Neinhalten und öfteres Ausdrücken des Eiters 
keine weitere Behandlung mehr; gut ist es, wenn man in die Wunde trockene 
Wergbänschchen steckt, um das zu frühe Zuheilen der Haut, ehe noch aller 
Eiter entfernt ist, zu verhüten. 
Sollte jedoch die Drüse einen derartigen Umfang genommen haben, 
daß sie drückend auf den Kehlgang wirkt und Athemnoth verursacht, oder 
sollte, wenn auch dies nicht der Fall, die Haut so dick sein, daß sie nicht 
selbst berste, so mache man herzhaft mit einem spitzigen scharfen Messer einen 
Einschnitt in selbe, den man derart erweitert, daß man bequem mit dem 
Finger in die Wunde gelangen kann, den man so tief als möglich in's 
Innere der Drüse führt und etwaige inzwischen liegende Zellen zerstört; denn 
nicht selten ist der Eiterherd sehr tief und nur auf solche Art der tief be 
findliche Eiter zu entfernen, der sonst sich leicht nach Innen Bahn brechen, 
und selbst den Erstickungstod des Thieres herbeiführen könnte. 
In Fällen, wo man wegen Athmungsnoth des Thieres die Drüse vor 
der sogenannten Reife eröffnen muß, ängstige man sich hierüber gar nicht 
mit der allgemein üblichen Ansicht: die zu früh geöffnete Drüse werde, wie 
man zu sagen pflegt, den „Afel" (Rothlauf) bekommen. Das ganze Uebel 
wird das sein, daß die Eiterung der Drüse etwas länger dauern wird, ja 
oftmal wird bei hartnäckigerem Verlauf gerade durch solche Einstiche und 
Schnitte die Zeitigung der Drüse beschleunigt. 
Wenn auch in den meisten Fällen, besonders bei Fohlen und beim 
Verlauf der gutartigen Drüse, die vorstehend bezeichnete Behandlung 
genügt, so si't es doch, besonders bei erwachsenen und älteren Pferden, nicht 
selten, daß damit nicht vollständig ausgereicht wird. 
Sind die Drüsen — sie müssen, wenn sie gutartiger Natur sein sol 
len, immer oder doch fast immer zu beiden Seiten des Kehlganges vor 
handen sein — beim Anfühlen weniger schmerzhaft und hart, so reibe man 
selbe mit einem Linimente, bereitet aus etwa 1 bis 2 Quentchen Salmiak 
geist (Lig. ammon. caust.) mit 2 bis 4 Loth gewöhnlichem Lein- oder 
Baumöl, welches zusammengemischt, gut aufgerüttelt wird, statt der früher 
angegebenen Fette, und zwar in Zeitabschnitten von 12 zu 12 Stunden ein, 
bis sie sehr schmerzhaft wird und stark anschwillt. Ist dieses erreicht, so 
schmiere man selbe mit gewöhnlichem Fette, wie früher angegeben, bis zur 
Zeit der Reife ein. 
In Fällen, wo der Nasenausfluß dick (konsistent) ja eiterig hervor 
kommt und die Nüstern verklebt, reiche man Dunstbäder so lange täglich 
2 bis 3mal, bis der Ausfluß dünnflüssig wird und leicht von selbst abgeht. 
Die Dunstbäder werden folgend einfach bereitet und angewendet: 
In jeder Wirthschaft sind die Abfälle von Heu, sogenannten Heublumen 
vorhanden oder kostenlos zuhaben; von solchen nehme man etliche Hände voll, 
gebe sie in ein gewöhnliches Wasserbüttl, übergieße selbe mit siedend heißem 
Wasser und wende sie derart an, daß man dem Kranken eine Decke oder 
Kotzen über Hals und Kopf hängt und bis zur Erde reichen läßt. Das 
Büttl mit dem dampfenden Wasser stelle man nun unter den Kopf des
	        
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