Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1873 (1873)

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Grenzen hat; er thut dieß auch bei den Kartoffeln, nur hält er den Ertrag 
der letzteren für bedeutend höher und wendet ihnen den größten Theil des 
Brachfeldes zu; aber in größeren Wirthschaften soll man sich ruhig auf die 
Arbeit der vervollkommnn Ackerwerkzeuge verlassen und durch diese das größte 
Hinderniß als vollkommen beseitigt betrachten; denn man braucht dann auch 
nicht mehr Menschenhände, mehr Taglöhner auf einmal, als eben in jeder 
rationellen Wirthschaft und jeder cultivirten Gegend überhaupt vorhanden sind. 
Auf Felder, welche nicht gar zu sehr der Verunkrautung unterliegen, ist 
es entschieden vortheilhafter den Samen gleich ins Feld zu legen, weil die Rüben 
sich noch kräftiger entwickeln können; hat man aber die Erfahrung, daß das 
Unkraut auf den Feldern sich besonders rasch nach jeder Bearbeitung zeigt, 
so ist es besser, den Samen auf Beete zu säen und die Pflanzen erst wenn 
sie die gehörige Größe haben, auszusetzen. Wer keine Rübensäemaschine 
besitzt, wird die Kosten des Pslanzens kaum höher finden und wenn zeitig 
genug (Ende Mai, Anfang Juni) die Pflanzen in's freie Feld kommen kön 
nen, ist auch der Ertrag kein so mächtig verschiedener von dem der direkt 
gebauten. 
Die Hauptsache bleibt immer, daß der Boden kräftig und mürbe ist 
und bis zur vollen Reife der Rüben möglichst locker und frei von Unkraut 
erhalten werde. Dieß kann sehr leicht mittelst des Kultivators, auch 
Furchenegge, Rübenjäter genannt erzielt werden, sobald man auf den richtigen 
Moment achtet, um sie anzuwenden. Die Erde muß feucht sein, daß das 
Unkraut vollkomnlen entwurzelt werden kann und so bloßgelegt, bei eintreten 
den warmen Tagen unfehlbar vernichtet wird. 
Der Ausdruck „Reife" wird manchem Rübenbauer ein Lächeln des 
Zweifels entlocken, der eben Rübe für Rübe hält und von einem „zeitig 
werden" derselben schon gar nichts wissen will; wachsen ja doch die in den 
Stoppeln, also um 3 Monate später gesetzten Rüben noch prachtvoll und 
geben viele, viele Zentner Futter! 
Ja wohl wachsen sie, erreichen in günstigen Fällen fast dieselbe Größe 
wie jene Rüben, welche den ganzen Sommer zu ihrer Entwicklung brauchten, 
aber anstatt 80—-83 0 / 0 Wasser enthalten sie bis 900/o und im selben Ver 
hältniß differirt auch der Zuckergehalt zwischen 12 und 7 % bei derselben 
Rübengattung. 
Da der Zuckergehalt auch für die Milchproduktion der Werthsmaßstab 
der Rüben ist, so sollen die Landwirthe, wenn sie auch nicht so kostspielig 
für ungünstige Zuckergehalte büßen müssen, wie die Zuckerfabrikanten und die 
darum auch eigene Gattungen der Zuckerrübe cultiviren, sich doch nicht zu 
weit von den Grundsätzen entfernen, welche fortgesetzte Versuche und Erfah 
rungen beim Bau von Rüben zur Zuckergewinnung festgestellt haben. Diese 
aus einer Zeitschrift für „Rübenzucker-Industrie" zusammengestellten Beobach 
tungen, sind in Kürze gefaßt, folgende: 
1. Es ist möglich, selbst mit geringem Samen gute Resultate zu erzielen 
und ebenso mit gutem Samen unbefriedigende Resultate zu erhalten. 
Das schönste zu erreichende Resultat hat jedoch als Vorbedingung guten 
Samen. Als Futterrübe hat sich bis jetzt entschieden am allerbesten 
die „Oberndorfer" bewährt.
	        
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