Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Durchfall und Ruhr der Fohlen, Kälber und Lämmer. 
Bei diesen jungen Thieren wird die Ruhr, auch selbst der Durchfall 
oft verderblich, da dieselben nicht selten schnell daran verenden. 
Häufige Ursache sind Verkühlungen der jungen Thiere, jedoch noch häu 
figer ist die Milch der Mutterthiere, die entweder an und für sich zu fett, 
daher für den zarten Magen der Säuglinge schwer oder ganz unverdaulich ist, 
Schuld an diesen Leiden. Die Exkremente (der Koth) dieser jungen Thiere 
sehen in diesem Falle wie Käse (Topfen) aus, die Hinterschenkel der Kran 
ken erscheinen bald ganz haarlos, die Haut an selben empfindlich, schmerz 
haft, die Thiere magern ab, werden hinfällig und verenden. 
Bei Lämmern besonders tritt die Krankheit oft seuchenartig, für die 
Herde sehr verderblich auf. 
Bei dem Einzelnauftreten der Krankheit reiche man in leichten Fällen 
schleimige Mittel, wie den früher bemerkten Eibischthee, welchem ein Zusatz 
von Magnesia, oder in Ermanglung dieser, von gewöhnlicher weißer Kreide 
von 1 / 2 —1 Quentchen gegeben wird. Ist der Durchfall bereits stark, ruhr 
artig, so ist die Rhabarber hiegegen ein sehr gutes Mittel, welches man obi 
ger Arznei in Pulver von 20 —30 Gran für eine Gabe, beisetzt. Gewöhnlich 
zeigen die jungen Thiere Schmerz im Bauche, durch wiederholtes Niederlegen 
und sofortiges schnelles Wiederaufstehen, Schlagen mit den Hinterfüssen nach 
dem Bauche u. s. w. an. Wo es daher möglich, wo man eben nur mit ein 
zelnen Kranken, nicht aber mit vielen, einer Herde, zu thun hat, ist das 
Frottiren des Thieres wie es beim Durchfall beschrieben wurde, anzuwenden. 
Hier soll auch eines Hausmittels gedacht werden, das heut zu Tage 
überall vorhanden ist und in leichtern Fällen des Durchfalles wirklich recht 
nützlich wird, es ist dies der sogenannte „Kaffeesud", der jeder Frau auch auf 
dem Lande bekannt ist. Eine Abkochung hievon lauwarm dem kleinen Thiere ein 
gegeben, ist dort, wo selbes nur in geringem Grade oder gar nicht Bauch 
schmerzen äußert, wegen seiner adstringirenden (zusammenziehenden) Wirkung 
oft allein hinreichend, das Uebel zu heilen. Verbessert wird dieses Mittel 
noch, wenn ihm etwas Magnesia oder Kreide beigegeben wird. 
Die Behandlung des Durchfalles bei Lämmern ist dieselbe, wie sie bei 
Fohlen und Kälbern angegeben wurde, nur ist diesen zarten Thieren etwa 
blos V 4 —Va der Arznei - Menge zu geben, welche für jene angeordnet wur 
den. In vielen Schäfereien Ungarns wird bei der Lämmerruhr angeblich mit 
gutem Erfolge das versüßte Quecksilber (Oulomol) zu 5—10 Gran mit Rha 
barber angewendet. 
Vor allem aber ist es nöthig, daß diese jungen Thiere während 
des Leidens warm gehalten, besonders vor Nässe geschützt werden, daher auch 
ihnen reichliche trockene Streu zu verabreichen ist. 
Allein die hier beschriebene Behandlungsweise für sich kann das Uebel 
nicht heilen, wenn nicht eine entsprechende Diät für die Thiere in der Füt 
terung beobachtet wird. 
Wie es jedoch bei allen Krankheiten der Fall ist, so trifft es sich auch 
hier: es ist besser, siezn verhüten, als zu heilen; darum soll besonders den
	        
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