Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Als Nahrung und Tränke dürfen die Thiere nur etwas überschlagene 
(nicht ganz kalte) Mehltränke, oder etwas Mehl- oder Kleienfutter erhalten. 
Ein Zusatz von geröstetem Mehle zum Mehlgetränke ist sehr nützlich. Sollte 
jedoch auf diese Behandlung die Schmerzäußerung und das Laxiren nicht nach 
längstens 48 Stunden abnehmen, so rufe man, wenn es nicht gleich gesche 
hen, einen erfahrenen Thierarzt, setze aber mittlerweile diese Behandlung fort, 
und frottire die Thiere, wie oben beschrieben, wiederholt. 
Das chronische Abweichen ist nicht immer heilbar, und ist haupt 
sächlich durch chronischen (langwierigen) Darmkatarrh,, häufig auch durch zu 
nasses Füttern der Pferde bedingt. Hiezu trägt namentlich eine üble Gewohn 
heit mancher landwirthschaftlicher Pferdeknechte bei, welche darin besteht, nach 
dem Abendfutter die Krippe (Barren) voll mit Wasser und die Rauffe 
voll mit Rauhfutter zu füllen, damit die Pferde recht viel trinken und in 
Folge dessen auch recht viel Heu und Klee zu sich nehmen. Abgesehen davon, 
daß Klee an und für sich, mehr oder weniger, das Abweichen befördert, wer 
den dadurch die Pferde veranlaßt, sich die ganze Nacht über wenig oder gar 
nicht zulegen, was weiters eine geringe Freßlustzur Zeit der Morgenfütternng, 
und ein träges An-die-Arbeit-gehen mit sich bringt. 
Wo die beschriebene Fütterung die Schuld, da ist Heilung einzig und 
allein in Aenderung dieser Fütterungs-Methode zu suchen, wo aber aus an 
dern Ursachen, in Folge eines langwierigen Darmkatarrhs Laxiren entstand, 
da ist oft nur Besserung, nicht aber Heilung möglich; ein plötzliches Stillen 
des Durchfalles wäre für das Thier gefährlich. 
Man verabreiche solchen Pferden trockenes Futter, meide Kleefütterung, 
gebe öfters bittere oder adstringirende, d. i. gerbestoffhältige Mittel ins Futter oder 
als Ladwerge ein. Hieher gehören Enzian und Kalmus, deren Wirksamkeit 
durch Zusatz von gepulverter Eichenrinde sehr gesteigert wird. Man nimmt 
von Enzianwurzelpulver und Kalmus von jedem 1%—2 Loth, von Eichen 
rindepulver 1; 2 Loth, mischt das Ganze gut untereinander und streut es unter das 
Futter. Will man diese Mittel als Latwerge geben, so muß Mehl und Was 
ser darunter gerührt werden. Diese Gaben können anfangs einmal, bei star 
kem Durchfalle auch zweimal täglich gegeben werden. Ein Zusatz von 1 / 2 —1 
Loth Magnesia ist wegen Brechung der Säure im Magen - und Darmkanale 
sehr nützlich; wo Magnesia nicht zu haben, oder etwa zu theuer wäre, ver 
tritt die gewöhnliche weiße Kreide vollkommen deren Stelle. Den sehr wirk 
samen rohen Alaun soll jedoch der Laie nicht zu oft anwenden, kann ihn 
jedoch mit viel Nutzen dem Trinkwasser beisetzen, — etwa 1—2 Eßlöffel 
voll auf ein gewöhnliches Büttl Wasser. Ebenso leistet ein Zusatz von dem 
genannten Löschwasser der Schmiede, wegen des Eisengehaltes, zum Trink 
wasser sehr gute Dienste. 
Zur näheren Bezeichnung einer Art dieses Leidens kann nicht uner 
wähnt gelassen werden, daß man dasselbe hierzulande oft fälschlich „nassen 
Dampf" nennt, und sogar glaubt, es sei dies ein sogenannter gesetzlicher 
Gewährsmangel (Hauptfehler). 
Der Dampf (^.stlrma), der eine chronische, sieberlose Athmungsbe- 
schwerde ist, und seinen Sitz in ganz andern Organen als den Därmen hat, 
hat mit dem beschriebenen Leiden nichts gemein.
	        
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