Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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lang und von solcher Gefräßigkeit, daß sie sogar die Blattrippen anfrißt. 
Seltene Wiederkehr dieser Frucht auf ein und demselben Felde ist das Einzige, 
was sich bis jetzt gegen dieses Thier mit Berechtigung empfehlen läßt. 
Viel haben die Pflanzen auch zu leiden von den Larven der Erdflöhe, 
des Pfeifers und Repsverborgenrüßlers, welche die Schoten auffressen und 
durch Durchbohrung des Stengels die Pflanze zur Nothreife zwingen. Ebenso 
leiden die Kohlarten viel von Schmetterlingen, unter diesen von Weißlingen, 
welche ihre Eier an die untere Blattseite in Häufchen legen und dort viel 
leichter zu vertilgen find, als wenn die Raupen einmal ausgekrochen sind und 
sich vertheilt haben. Es wäre zu dem Zweck daher nöthig, alle Wochen nach 
dem Erscheinen der Falter die Kraut- und Kohlpflanzungen einmal abzu 
suchen. Aber auch im Getreidefeld machen die Insekten viel mehr Schaden, 
als man gewöhnlich glaubt; denn außer den schon früher erwähnten allge 
mein schädlichen Insekten kommen dem Weizen uachtheilig, einige winzig kleine 
Fliegen wie die Hetzer- und Frikfliege vor, welche ihre Eier zu unterst an die 
Pflanzen legen, von wo die Larve in den Halm dringt und so ein Umfallen 
und Nothreifen der Pflanze veranlaßt. In manchen Gegenden war dieß die 
Ursache, daß daselbst der Weizenbau aufgegeben werden mußte. Die zweite 
Generation entwickelt sich ungefähr Anfangs September und findet in der 
Nachwuchsgerste, wenn der Weizen mangelt, einen geeigneten Ueberwinterungs- 
ort. Es lassen sich daher gegen dieses Thier anempfehlen: Alsbaldiges Um 
ackern der Gerststoppeln oder auch Ausraufen des Nachwuchses, wenn Klee 
eingesäet war. Sammeln der abgestorbenen Pflanzen und Beweiden der Win 
tersaat durch Schafe. Auch ist ein Verbrennen der Stoppeln und spätere Aussaat 
anzuempfehlen. — Auch die Larven vieler Eulenarten schaden dem Landwirth, vor 
züglich in seinen Getreidesaaten. Allgemein ist es bekannt, wie eine nackte 
graubraune Raupe in Kohl- und Krautköpfen häufig Gänge frißt und durch 
den dort zurückgelassenen Unrath ekelhaft wird; dieselben oder ihnen sehr ähnliche 
Raupen schädigen oft sehr empfindlich unsere Weizen- und Kornsaaten, doch 
entziehen sie sich meist der Beobachtung, da sie nächtliche Thiere sind und 
daher blos mit Licht in ihrer zerstörenden Thätigkeit betrachtet werden können, 
wo auch ihr Sammeln angezeigt wäre. Maulwürfe verfolgen sie sehr eifrig, 
sind daher, wie gegen die Engerlinge, immer noch das wirksamste Gegenmittel. 
— Auch der Blattläuse muß ich hier erwähnen als solcher, welche in Ober 
österreich häufig sind. Sie kommen in mehreren Abarten vor und benehmen, 
wenn sie ein Gewächs befallen, meist jede Hoffnung auf Ernte. Am meisten 
leiden bei uns Sommerrüben, Pferdebohnen und der Hopfen. 
Doch auch gegen diese Thiere hat die Natur eine Abhilfe gegeben, in 
dem sie ihnen zahlreiche Feinde erweckte. Nur bei feuchter und warmer Wit 
terung vermehren sie sich manchmal so unendlich, daß die Feinde nicht da 
gegen aufkommen können. Diese nützlichen Blattlausvertilger sind vor Allem 
die Coccinellen (Marienkäfer) und äußerst kleine Schlupfwespen, welche in 
die Blattläuse ihre Eier legen und sie so vertilgen. Auch Bespritzen mit Ta 
bakabkochung und Räuchern mit Tabakrauch wird im geschlossenen Raume von 
den Gärtnern mit gutem Erfolge angewendet. Im Felde und namentlich im 
Garten ist auch die Maulwurfsgrille bei uns ein gefährlicher weil sehr ge 
fräßiger Gast und kommt in großer Zahl in reichen, humosen und leichten
	        
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