Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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als Hochwald, den andern aber als Nieder- und Mittelwald bewirthschaftet, 
in welchem er ebenfalls einzelne stärkere Stämme zu Geräth- und Bauholz 
heranziehen kann, auf welche Art er seine Bedürfnisse am leichtesten und ein 
fachsten zu befriedigen im Stande sein wird. 
Erwägt nun der kleine Privat-Waldbesitzer alle Umstände und Verhält 
nisse, wie sie in der vorliegenden Abhandlung hervorgehoben worden sind, so 
dürfte es ihm wohl nicht schwer fallen, die richtige Wahl der zweckmäßigsten 
Bewirthschaftungsweise in seinem Walde zu treffen. 
Dem Eigenthümer von größeren Waldungen, die in der Regel schon 
seit Langem besser bewirthschaftet werden, wird die Wahl noch leichter werden; 
er wird in den mehresten Fällen die Schlagwirthschaft treiben und dabei nicht 
allein auf die Erzielung der größten sondern auch der werthvollsten Holz 
massen hinarbeiten, daher seine Bemühung vorzugsweise auf die Erziehung von 
Bau- und Nutzhölzern um so mehr richten, als der Absatz und die gute Ver 
werthung der Brennhölzer durch die von Tag zu Tag steigende Konkurrenz 
der Steinkohlen und des Torfes in manchen Gegenden schon bedeutend beein 
trächtigt wird. 
Meine Mnde des Landwirthes. 
Von F. Ulbricht, Direktor an der Landes - Ackerbauschule. 
Es liegt in der Natur der Dinge, daß man bei jedem Unternehmen 
sich zuerst für die Hauptverrichtungen interessirt und erst dann, wenn der 
Betreibende sowohl Muße als Ueberblick genug hat, geht er auf Untergeord 
netes ein und sucht sich's deutlich zu machen, warum in diesem oder jenem 
Falle der Erfolg den Erwartungen nicht entspricht. Das gilt auch von un 
serem bäuerlichen Landwirth, welcher, in Mehrzahl zu sehr mit der Feldbe 
stellung beschäftigt, nur wenig zur Spekulation geneigt ist. Auch wird die 
Naturkunde wenig beachtet. Wie sollte es uns da wundern, wenn häufiger 
Mißerfolg nicht der wahren Ursache zugeschrieben wird, die eine genaue Un 
tersuchung nothwendig machte, für welche unser Landwirth weder Anleitung er 
halten hat, noch auch Muße zu haben glaubt. — In erster Linie gehören zu 
diesen oft anerkannten Ursachen des Nichterfolges die Insekten. — 
Nicht daß ich behaupten würde, unser Landwirth beobachte nicht die 
Verwüstungen die z. B. der Maikäfer veranlaßt; aber schon die vielfach 
größeren von dessen Larve entziehen sich meistentheils der Beachtung und wer 
den nur allenfalls am Kartoffel wahrgenommen. Verfolgen wir aber die Ent 
wicklung einer solchen Larve, so stellt sich nach Berechnung von tüchtigen Fach 
männern der Schaden bis zur Entwicklung eines Käfers auf mindestens 10 
Kreuzer ö. W., welcher größtentheils den Landwirth trifft. Der Käfer legt 
die Eier vorzüglich in lockeres und fruchtbares Erdreich, wo er hoffen darf, 
daß die junge Brut reichliche Nahrung finden werde — und zwar am zahl 
reichsten in die Felder neben jene Bäume, deren Blätter und Knospen eine 
Lieblingsnahrung der Maikäfer abgeben. Die Fruchtbarkeit des Weibchens 
wird entschieden von der Witterung während der Flugzeit bedingt. Die Brut 
kann man daher massenhaft vertilgen, wenn das Sammeln des Käfers nicht
	        
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