Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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gebracht werden, daß die letzteren, worunter in erster Reihe die Lärche, Kiefer, 
Birke, Erle, Pappel und Espe, in zweiter die Eiche, Esche, Ulme und der 
Ahorn gehören, noch immer genug Lichtraum finden, zwischen den ersteren, 
wozu vorzugsweise die Buche, Tanne und Fichte gerechnet werden, empor 
zuwachsen, ohne daß jene von diesen unterdrückt und im Wachsthume zurück 
gehalten werden. 
Weil die lichtbegehrenden Holzarten schnellwüchsiger sind, als die schat 
tenertragenden, so laufen sie bis zu einem gewissen Alter nicht nur keine Ge 
fahr von diesen im Wachsthume behindert oder gar unterdrückt zu werden, 
sondern sie werden im Gegentheile durch den Vortheil der Beschattung und 
der Düngung, den die Schattenhölzer durch ihre dichtere Beastung und Be 
laubung, sowie durch den reichlicheren Nadel- und Laubabfall dem Boden ge 
währen , im Wachsthume sehr unterstützt, ohne die letzteren bei einem richtigen 
Mischungsverhältnisse, das sich in einem Plenterwalde nicht schwer herstellen 
läßt, im entsprechenden Gedeihen selbst zu beirren. 
Bei Beantwortung der Frage: „Unter welchen Verhältnissen ein ge 
regelter Plenterhieb vorzuziehen", — ist daher besonders auch zu berücksich 
tigen , aus welchen Holzarten der Bestand besteht; ob der vorhandene junge 
Nachwuchs die natürliche Eigenschaft besitzt im Schatten der dominirenden 
Bäume fortzukommen und ohne zu große Verkürzung am Zuwachse zu ge 
deihen ; ob er verspricht seiner Zeit nach Wegnahme des alten Holzes die 
Stelle desselben zu ersetzen, und ob auch der Boden jene Beschaffenheit be 
sitzt, um nebst den genügsameren Lichthölzern auch edlere Schattenhölzer zu 
produziren. 
Die letztere Rücksicht verdient eine besondere Würdigung. Denn fehlt 
dem Boden jene Güte, wie sie die Schattenhölzer verlangen, so wird die 
Natur in ihrem ungehinderten Wirken selten andere als Lichthölzer darauf 
produziren, und selbst der forstmännischen Kunst wird es nur schwer gelingen 
andere darauf emporzubringen. Die Lichthölzer haben in der Regel einen sehr 
lichten Baumschlag, begünstigen daher nicht allzusehr den Einfluß der aus 
trocknenden Sonnenstrahlen und Winde auf den Boden, sondern gewähren 
demselben auch nur eine sehr karge Laub- und Nadeldüngung, daher der Boden 
unter ihnen immer magerer wird, immer mehr in der Fähigkeit abnimmt, 
Holz zu produziren, ja dieselbe endlich ganz verliert, besonders wenn der 
spärliche Abfall auch noch auf Streu benützt wird. 
Auf schlechten, mageren Böden, auf denen nur kümmerlich Lichthölzer 
fortzukommen vermögen, ist daher eine Plenterwirthschaft keineswegs anzu- 
rathen. 
Zum gedeihlichen Holzwuchs gehört auch ein entsprechender Feuchtigkeits 
grad des Bodens. Abgesehen von einzelnen Fällen, wo der Boden an und 
für sich so viel natürliche Feuchtigkeit besitzt, als dem Gedeihen der dar 
auf wachsenden Holzarten zusagend ist, kann die Feuchtigkeit des Wald 
bodens nur durch eine entsprechende Beschattung, sowie durch die sorgfältige 
Schonung der natürlichen Moosdecke und Erhaltung des Laub- und Nadel 
holzabfalles erzielt und andauernd gesichert werden. Wie schon gesagt, beschat 
ten die Lichthölzer den Boden nur wenig, vermögen daher die Verdünstung 
der natürlichen Bodenfeuchtigkeit nur in geringem Maße zu verhindern, er-
	        
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