Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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ung wirken; schädlich dagegen ist das Salzwasser von eingepöckelten Fleisch, 
das seiner Fettsäure - Verbindungen wegen oft tödtlichen Einfluß übt. 
Es ist bekanntlich eine irrige Meinung, daß Schweine die Unreinlichkeit 
lieben und diese ihnen zuträglich ist; denn wenn sie sich auch in schmutzigen 
Pfützen wälzen, um sich bei großer Hitze die nothwendige Abkühlung zu ver 
schaffen, so ist es doch durch die vielseitigsten Versuche nachgewiesen, daß sehr 
rein gehaltene Schweine das ihnen verabreichte Futter weit besser verwerthen 
wie solche, die im Schmutze aufwachsen. Ein gründlich angestellter Versuch 
hat dieß augenfällig dargethan, indem von einer Anzahl Schweine, die im 
gleichen Alter und gleichen Futter standen und von welchen ein Theil täglich 
gut gestriegelt und gebürstet wurde, die also behandelten Stücke in einem 
Zeitraume von sieben Wochen um je 30 Pfund pr. Stück schwerer wogen, 
jf wie die anderen, die diese Sorgfalt nicht erhielten. 
Welche Erfolge sich mit englischen Schweinen bei reinlicher Haltung und 
guter Fütterung erreichen lassen, davon geben noch viele in anderer Weise 
angestellte Beobachtungen Aufschluß. Nicht uninteressant ist der Versuch, 
welchen Dr. Rueff bezüglich der Schlachtergebnisse zweier Schweine mittheilt, 
wovon das eine dem Landschlage angehörte, das andere aber ein durch eng 
lisches Blut veredeltes Bastardschwein war. Das Gewicht jedes der beiden 
Schweine betrug unmittelbar vor der Schlachtung genau 180 Pfund; das 
Schlächtergewicht hingegen ergab bei dem Landschweine nur 124 V 2 Pfd. oder 
69°/o des Lebensgewichtes, während ersteres bei dem Halblutschwein 133 Pfd. 
ober 740/0 betrug. Bei dem ordinären Schweine waren Lunge, Leber, Zunge, 
Blut und namentlich die Eingeweide, mithin die werthloseren Körpertheile 
schwerer, dagegen Schinken und Speck bedeutend leichter wiegend, als beim ver 
edelten Schweine. 
Ungeachtet der vielen Vorzüge, welche die englischen Schweine besitzen, 
^ wäre es doch unrecht, sie unter allen Umständen der deutschen Art vorzu 
ziehen und Jedermann zur ausschließlichen Haltung zu empfehlen. Ein ver 
ständiges Maßhalten thut auch hier wie in allen anderen Dingen noth, und 
wer nicht mit guten Ställen versehen ist, die im Sommer nicht zu heiß, im Winter 
nicht zu kalt, wer die Pflege dieser Thiere unverläßlichen Personen übertragen 
muß, der wird vielleicht entgegengesetzte Erfahrungen machen und mit der 
deutschen Zucht besser fahren. Die deutschen Schweine erreichen bei guter 
Fütterung ein sehr großes Körpergewicht und liefern dabei viel Fett und 
schmackhaftes Fleisch; sie widerstehen ungünstigen Witterungs - Einflüssen besser 
und sind in der Regel fruchtbarer wie die englischen, bei welchen die über 
raschend schnelle Entwicklung, die höhere Verwerthung des Futters und die 
ein vorzügliches Leder gewährende Haut große Beobachtung verdienen. 
Den Versuch mir der Haltung englischer Schweine sollte kein Land- 
wirth anzustellen unterlassen, der die mehrerwähnten Grundbedingungen — 
gute Stallung, gute Pflege — erfüllen zu können vermeint. Be 
züglich der Erwerbung derselben bieten die Versteigerungen, welche die 0. ö. 
Landwirthschafts-Gesellschaft zeitweise veranstaltet und bietet die Vermittlung 
des Ankaufes und Bezuges durch eben diese Gesellschaft eine gute Gelegenheit; 
gut, nicht nur in Bezug auf die Eigenschaften und Qualität der Thiere, 
welche man auf diesem Wege erhält, sondern auch rücksichtlich des Kosten-
	        
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