Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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gegen das Eindringen der Durchsickerungsnässe von höher gelegenen Wasser 
läufen, Teichen rc. rc. zu verhindern. Die Wirkungen dieser Steinsiehle (Stein 
schläuche) sind da, wo man bei der Anlage die gehörige Sorgfalt verwendet 
hat, in der Regel nachhaltig. Es dürfen aber dieselben nicht verwechselt werden 
mit der eigentlichen Drainage (Thonröhrendrainage); denn diese letztere stellt sich 
nicht allein die Aufgabe nasse Ländereien trocken zu legen, sondern sie ver 
folgt hauptsächlich den weiteren Zweck, die nachtheiligen Einwir 
kungen schwerer, undurchlassender Untergründe aufzu 
hellen und den Boden mit der äußeren Luft in Berührung 
zu bringen d. h., denselben locker und mürbe zu machen. 
Wollte man ein Grundstück zweckentsprechend mit Steinsiehlen kultur 
fähig mächen, wie dieß durch Röhrendrainage ermöglicht ist, so würden die 
Kosten dieser Herstellung den Werth des zu kultivirenden Grundstückes bei 
weitem übersteigen. Durch Anwendung von Maschinen zur Drainröhrenfa 
brikation wird der Kostenaufwand derart vermindert, daß eine laufende Klafter 
Drainröhren auf circa 8 bis 9 Kreuzer zu stehen kommt. Ebenso wird der 
Fuhrwerksaufwand vermindert, denn ein zweispänniger Zug ist im Stande 
den Röhrenbedarf von 200 Currentklaftern (1200 Stück Röhren) Drains 
mit einem Male zuzuführen, während für 200 Curr. Klafter Steindrains, 
wenn solche auch noch so schmal angelegt werden, wenigstens 120 bis 140 
Fuhren Steine nebst anderen Deckmateriale nothwendig sind. Bei der Ton 
röhren - Drainage ist der weitere Vortheil geboten, daß die Gräben bei einer 
Tiefe von 4 Fuß so schmal als möglich und zwar, wenn englische Drainir- 
Werkzeuge angewendet werden, an der Oberfläche nur 12—15 Zoll, an der 
Sohle 4—5 Zoll breit ausgehoben zu werden brauchen. 
Dadurch wird die Grabenarbeit weitaus billiger und mit wenigen Kräften 
ausführbar. Bedenkt man nun, daß die Aushebung des Grabens, das Ein 
legen und Einfüllen auf circa 15 kr.; das Röhrenmaterial auf 8—9 kr., 
mithin zusammen auf 23 bis 24 kr. die Curr. Klafter zu stehen kommt, 
während die Currentklafter Steindraine bei einer Tiefe von nur 2 Fuß circa 
65 Kreuzer kostet, so muß jedem Landwirthe von selbst einleuchten, daß durch 
die Thonröhrendrainage ein bedeutender Vortheil erreicht wird. Abgesehen von 
der Kostendifferenz ist noch weiter zu berücksichtigen, daß bei der Röhren- 
Drainage den Pflanzen ein Vegetationsboden von 4' Tiefe, bei der Stein 
drainage (wie wir dieselbe hier in Vergleich gesetzt haben) nur von 2 Fuß 
Tiefe geschaffen wird. 
3. In Bezug aus die Bearbeitung des Bodens. 
Ein drainirter schwerer Thonboden kann mit bedeutend geringeren Ar 
beitskosten bewirthschaftet werden. Die Verringerung dieser Kosten wird her 
vorgerufen einerseits durch die weniger große Abnützung der Ackergeräthe und 
den geringeren Aufwand an Arbeitskraft, anderseits durch die Beschränkung 
der Arbeitszeit, denn dadurch, daß der Boden wasserfreier und luftiger wird, 
wird auch die Bearbeitung eine leichtere und schnellere sein. Ein drainirter 
Boden gestattet schon zeitlich im Frühjahr, während der nasse Boden noch
	        
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