Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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die Rentabilität der Drainage näher zu beleuchten. Dieser Zweck wurde auch 
bei einem großen Theile unserer strebsamen landwirthschaftlichen Bevölkerung 
erreicht, wofür das gelegentlich meiner Dienstreisen beobachtete Interesse der 
selben den sichersten Beweis liefert. Aber geradezu durch den persönlichen 
Verkehr mit den kleineren Landwirthen kam ich zu der Ueberzeugung, daß 
es nothwendig ist, über die Wirkung, respektive über die Vortheile der Drainage, 
sowie über einige weitere, schon öfters an mich gestellten Fragen nähere Er 
läuterungen zu igeben. Zum leichteren Ueberblick will ich meine Abhandlung 
ein kurze und leichtfaßliche Abschnitte eintheilen. 
Wir wollen zuerst die Vortheile der Drainage betrachten 
und zwar: 
1. Gegenüber den offenen Grüben. 
Wir wissen, daß die Drainage ein Sistem von Wasserableitungsröhren 
ist, welche in den Boden (Wiese und Acker) eingelegt und dann wieder mit 
Erde zugefüllt sind. Wenden wir anstatt diesen unterirdischen Abzugskanäle 
offene Gräben an, so werden wir uns alsbald überzeugen, daß dise letzteren 
viele Nachtheile gegenüber den verdeckten Gräben haben. Durch die offenen 
Gräben wird ein großer Theil des nutzbaren Grundes der Bewirtschaftung 
entzogen und die Bearbeitung des Bodens wird sehr erschwert dadurch, daß 
man das Grundstück nicht nach allen Richtungen befahren kann. Verur 
sacht die Herstellung der offenen Gräben, welche doch immer je nach den Bo 
denverhältnissen ziemlich breit sein müssen, um sie vor Einsturz zu sichern, 
schon bedeutende Auslagen, so ist deren immerwährend gute Instandhaltung, 
sowie die Ausbesserung der nöthigen Ueberbrückungen für alle Zukunft zeit 
raubend und kostspielig. Durch offene Gräben kann der Boden nur von dem 
an seiner Oberfläche befindlichen Wasser befreit werden, während die tieferen 
Bodenschichten noch immerfort mit stockender Feuchtigkeit behaftet sein können. 
Ein solcher Boden wird auch nicht so leicht fähig sein, Wasser, welches sich 
auf ihm ansammelt, aufzusaugen, sondern das niederfallende Regenwasser wird 
auf der Oberfläche des Grundstückes fort- und gegen den offenen Graben hin 
laufen. Nehmen wir nun an, es würde nach der Düngung eines solchen 
Grundstückes Regen eintreten. Was ist die Folge? Das Regenwasser wird 
die löslichen Düngstosfe aufnehmen und da es nicht sofort in den Boden ein 
dringen kann, in den Graben abfließen, wodurch der beste Theil des Düngers 
für den Boden verloren geht. Wie ganz anders ist die Wirkung des Regens, 
wenn der Boden fähig ist, Wasser schnell aufzusaugen. In diesem Falle 
werden alle Düngstoffe in den Boden hinein gewaschen und es geht nichts von 
ihnen verloren. — Ein weiterer Vortheil der Drainage ist der, daß bei ein 
tretendem Froste, deren Wirkung nicht aufhört, während die offenen Gräben 
durch das Einfrieren wirkungslos werden, daher vom Grundstücke kein Wasser 
mehr abführen können und auf diese Weise die Bildung einer Eisdecke auf 
dessen Oberfläche verursachen. 
2. Gegenüber den Stein-Drainagen. 
Die Stein - Drainagen haben den Zweck, die in einem Grundstücke 
befindlichen Quellen und Naßgallen auszuziehen oder tiefliegende Grundstücke 
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