Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Kultur-Arbeiten, die allen Theilnehmern zu Gute kommen, veräußert ge 
meinsam eueren Hopfen, die Milch euerer Kühe und das aus derselben ge 
wonnene Produkt — Butter und Käse; gründet Vorschußkassen. Setzet klein 
liche Vorurtheile und die dem Menschen angeborne Scheu vor ungewohnten 
Neuerungen beiseite; es liegt nichts Entwürdigendes darin bestrebt zu sein, 
auf neuem, aber ehrlichem Wege den Ertrag seiner Wirthschaft, seines Ein 
kommens zu erhöhen! Thut dies, und die guten, erfreulichen Folgen werden 
so wenig ausbleiben, als der Rath, die Mitwirkung und Unterstützung fehlen 
sollen, welche die Landwirthschafts - Gesellschaft zu gewähren vermag. 
MM Henajtenjchaften. 
Von Josef Weiser. 
Innerhalb des gegenwärtig so ausgebreiteten Verkehres sowohl mit Roh- 
als Industrie-Produkten nimmt nun auch das sonst mehr dem Lokalbetrieb 
zugewiesene Holz eine ziemlich hervorragende Stelle ein, und ungeachtet sogar 
für den häuslichen Bedarf als Brennmateriale namentlich die Stein- und 
Braunkohle, dessen Verbrauch sehr wesentlich beschränkt, steigert sich dem ent 
gegen der Begehr nach Bau- und Werkholz fortwährend, und bedingt und 
begünstiget den Angriff und die Ausnutzung selbst solcher Wälder, welche von 
den Konsumtionsorten entfernter liegen, in dem Masse, als eben die näher 
gelegenen den Anforderungen, insbesondere in Bezug auf stärkere Stammholz- 
Sortimente nicht mehr zu entsprechen vermögen. 
Um die Produkte dieser abseits gelegeneren Forste zur Verwendung und 
Verwerthung bringen zu können, werden Wege und Straßen in- und nachsel- 
ben angelegt, mitunter selbst Eisenbahnen unter sehr erschwerenden Terrain- 
Verhältnissen erbaut, Kanäle ausgehoben, Flüsse und Bäche schwemm- und 
flößbar hergerichtet, überhaupt alle jene Hilfsmittel angewendet, welche einen 
erleichterten, mithin auch billigeren Transport des schweren Holzkörpers ermög 
lichen. Wir bemerken ferner, daß durch Wasser- oder Dampfkraft betriebene Bret- 
tersägcn sich mehren, um das Holz in gesuchtere und bequemer zu verfrachtende 
Handelsartikel umzugestalten, ja wir sehen selbst Geld - Institute emporkommen, 
welche sich mehr oder weniger ausschließlich mit dem Kaufe und Verkaufe ganzer 
Wälder oder Waldtheile — oder aunur mit deren Erzeugnissen befassen. 
Wie jedoch leicht zu ermessen, stehen nicht jedem einzelnen Waldbesitzer 
die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung, um selbstständig derartige, mit 
unter höchst kostspielige Vorauslagen zur besseren Nutzbarmachung seiner ver 
wendbaren Holzvorräthe bestreiten zu können; auch ist nicht immer sein Wald 
besitz oder das auf selbem stockende schlagbare Holz von solchem Belange, um 
es rathsam zu machen, diese Geldmittel aufzuwenden, wie dieß bei dem so 
zersplitterten Waldbesitze in Oberösterreich hüusig vorkömmt. Diese und ähn 
liche individuelle Verhältnisse nöthigen dann den Waldbesitzer, sich an Holz 
händler zu wenden, welche die mißliche Lage ausbeutend, ihm sein Holz 
öfters um wahre Spottpreise abschwindeln, wodurch er den größten Schaden 
erleidet, oder mindestens nicht jenen Nutzen zieht, der ihm bei günstiger ge 
stalteten Umständen zufließen würde.
	        
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