Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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ist, die nähere Kenntniß verschiedener, dem Zwecke nach gleichartiger, der Zu 
sammensetzung nach jedoch von einander abweichender guter Maschinen zu 
erlangen und sie dadurch in den Stand setzt die richtige Wahl, welche Ma 
schinen für ihre Verhältnisse die geeignetsten sind, mit größerer Sicherheit zu 
treffen. Es kann dieß geschehen indem von den Ausstellungs-Komitos Vor 
sorge getroffen wird, gelegentlich der Abhaltung landwirtschaftlicher Ausstel 
lungen, Maschinen-Fabrikanten zu veranlassen, diese Ausstellungen mit Er 
zeugnissen zu beschicken, die für die betreffende Gegend passen und die wäh 
rend der Ausstellungszeit fortgesetzt oder möglichst oft in voller Wirksamkeit 
gezeigt werden, dann aber ouch durch nähere Beschreibung und bildliche Dar 
stellung derselben. Der erstere Weg wird in Oberösterreich insbesondere von 
dem Volksfest-Eomite in Linz betreten; der zweite soll hier Anwendung finden. 
Schon im vorigjührigen Kalender haben wir bei Besprechung desselben 
Gegenstandes darauf hingewiesen, daß die Ausbeutung der vielfachen Vortheile, 
welche das Maschinenwesen den Landwirthen gewährt, am vollständigsten durch 
Genossenschaften geschehen kann. Gewisse Maschinen braucht man stets nur 
eine beschränkte Zeit hindurch, wenn auch öfters des Jahres; soll sie ein Ein 
zelner kaufen, so macht dies erstlich bedeutende Auslagen und ergibt schließ 
lich nur eine geringe Kapitals-Verzinsung. Eine Dreschmaschine, die z. B. 
300 fl. kostet, drischt leicht innerhalb 8 bis 10 Tagen die Frucht aus, 
die auf einer Wirthschaft mit etwa 50 Joch Ackerland wächst. Die Dreschzeit 
dauert aber bekanntlich mehrere Monate hindurch, es können somit noch viele 
andere Besitzer von einer solchen Maschine Gebrauch machen, ja sie vermögen, 
wenn jeder von denjenigen, welche mit der einen Dreschmaschine ausreichen 
und die wir auf die geringste Anzahl, auf 12 festsetzen wollen, auch nur den 
fünften Theil dessen entrichtet, was Einer für die erwähnte Maschine zu 
zahlen hat, sie alle können außer der Dreschmaschine Pr. . . 300 fl. 
noch eine größere Futterschneidmaschine für Kraftberieb mit ca. . 120 fl. 
eine Futterschneidmaschine für Handbetrieb Pr 70 fl. 
eine eiserne Schrottmühle um 70 fl. 
eine gute englische Putzmühle, welche das von der Dreschmaschine kom- 
mendeGetreide vollständig reinigt und sortirt, im Preise von circa . 80 fl. 
und endlich die für schollige Aecker höchst praktische Stachelwalze pr. 80 fl. 
zusammen im Werthe von . . 720 fl. 
kaufen und abwechselnd in Benützung nehmen. Gewiß bleibt da auch noch 
so viel Zeit übrig, um die eine oder andere Maschine an Nichtmitglieder der 
Genossenschaft gegen eine entsprechende Gebühr auszuleihen und so viel Geld 
zu verdienen, um die nothwendigen Reparaturen zu bestreiten und nötigenfalls 
eine kleine Kapitals-Verzinsung zu erzielen. 
Praktischer ist es überhaupt, wenn die Mitglieder einer solchen Ma 
schinen-Genossenschaft auch unter sich eine mäßige Taxe festsetzen, gegen deren 
Entrichtung jedem Einzelnen die Gebrauchsnahme der gemeinschaftlichen Ma 
schinen und Geräthschaften zugänglich ist. Dadurch wird dem Mißbrauch 
vorgebeugt, den habsüchtige Genossen mit der Verwendung des Vereins-Eigen 
thums treiben könnten, jedenfalls aber verhindert, daß der Besitzer eines grö 
ßeren Gutes, der mehr Arbeit für Maschinen hat als der einer kleinen Wirth 
schaft, auf Kosten des Letzteren Vortheile zieht. Eine Mehrauslage ist mit der
	        
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