Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Zöglinge im Laufe des Monates Oktober stattfindet. Die Schüler zerfallen 
in Stiftlinge, für welche das Land einen Erhaltungsbeitrag an den Direktor 
leistet, und in Zahlzöglinge, welche einen Jahresbeitrag von 180 fl. zu be 
zahlen haben. An Vorkenntnissen wird das Wissen, wie es in Volksschulen 
erworben wird, begehrt. Zur Bewerbung um einen Stiftplatz ist jeder kör 
perlich kräftige Oberösterreicher nach zurückgelegtem 16. Lebensjahre berechtigt, 
jedoch werden Bauerssöhne, welche ihre väterliche oder eine andere Wirthschaft 
zu übernehmen bestimmt sind, anderen Bewerbern vorgezogen. 
Das Maschinenwesen und die Genossenschaften in 
m der Landwirchschaft. 
Von Karl Foltz. 
Wenn wir in diesem Kalender abermals über landwirthschaftliche Ma 
schinen schreiben, so glauben wir die Berechtigung hiezu von der großen Thei- 
name ableiten zu dürfen, welche sich in neuerer Zeit insbesonders in den 
Kreisen der bäuerlichen Grundbesitzer für das Maschinenwesen kundgibt. 
Während noch vor wenigen Jahrzehnten nur einzelne Gutsbesitzer, meist ver 
schämte Versuche machten, die eine oder andere landwirthschaftliche Maschine 
auf ihrem Besitzthum einzuführen, um sie gewöhnlich nach möglichst kurzer 
Gebrauchsname irgend einem stillen Winkel ihrer Geräthekammer zu überant 
worten, werden jetzt von praktischen Bauern Hunderte von Maschinen ver 
schiedener Art bezogen und zur dauernden, nutzbringenden Verwendung gebracht. 
Zwei Umstände haben auf diese auffällige Erscheinung Einfluß genom 
men ; denn ausfällig muß die plötzlich rege gewordene Lust an der Handhabung 
von Maschinen seitens Jener betrachtet werden, welche bis vor Kurzem mit 
m sehr unzweideutigem Kopfschüttcln die vorerwähnten Versuche der Gutsbesitzer 
begleiteten. Die bittere Nothwendigkeit, Ersatz zu suchen für den Mangel an 
Arbeitskräften, den die verschiedenen Eisenbahnbauten und die sich entwickelnde 
Industrie hervorrufen, welcher Mangel verschärft wird durch die maßlosen An 
forderungen und geringen Leistungen der wenigen Arbeiter die ihrer ursprüng 
lichen Beschäftigung treu blieben, das ist der eine Grund — namhafte Ver 
vollkommnung in der Konstruktion und Leistungsfähigkeit der Maschinen, ver 
bunden mit ungewöhnlich mäßigen Preisen gegenüber jenen, welche ehevor hie- 
für bezahlt werden mußten, das ist der andere Grund der den Anstoß zu so 
erfreulichem Fortschritte gab. Beklagenswerth bei dieser Sache ist für den 
Oesterreicher nur, daß die einheimische Maschinen-Fabrikation nicht Schritt zu 
halten vermag mit dem Begehr, daß die ungleich größere Menge des Bedarfes 
durch auswärtige Firmen gedeckt werden muß, daß diese, trotz des hohen Agio, 
des theuern Zolles und der kostspieligen Fracht, bei solider Arbeit dennoch bil 
ligere Preise gewähren, als österreichische Erzeuger. 
Abgesehen von diesem Umstande, der den Land Wirthen nicht zum 
Borwurfe gemacht werden kann, ist deren Eifer, landwirthschaftliche Geräth- 
schaften vervollkommneter Form sich nutzbar zu machen, nicht nur zu be 
grüßen, sondern auch in der Weise zu unterstützen, indem man ihnen behilflich
	        
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