Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Die Rinderzucht - Anstatt der oöerösterreichischen 
Landmir1stschaft5-Ze8echchaft zu RIondjee. 
Ueberall, wo sich der landwirthschaftliche Fortschritt regt und wo Vereine 
bestehen, deren Aufgabe es ist, diesen Fortschritt lebendig zu erhalten und zu 
unterstützen, machen sich die Bemühungen bemerkbar vor Allem die Rindvieh 
zucht als Ausgangspunkt der bezüglichen Thätigkeit zu wählen. Auf welchem 
Gebiete könnte auch mehr und Größeres geleistet werden als auf dem der 
Thierzucht und wo anders als gerade in dieser Richtung, gäbe es so viel nach 
zuholen wie hier! Länder, welche ihre angestammten bewährten Racen haben, 
arbeiten sich leichter wie andere, die seit Jahrhunderten von allen ihnen zu 
gänglichen Märkten der Nachbarländer ihre Zuchthiere bezogen und planlos mit 
mit dem vorhandenen Vieh paarten. Diese haben mit besonderen Schwierig- 
fc* leiten zu kämpfen; ihnen ist es schwer, eine Verbesserung anzubahnen, weil 
der betreffenden Bevölkerung der Werth der Racenzüchtung nie so recht zum 
eigentlichen Bewußtsein gelangte und sie deshalb auch weniger empfänglich 
sind, sich ihr zuzuwenden. In einer solchen Lage befindet sich auch Ober 
österreich, das nur die sogenannten „Lichten" oder „Welserschecken" als einen 
ihm eigenthümlichen Rindviehschlag beanspruchen kann. Hier war und ist es 
also ganz vorzüglich geboten, sich um Mittel und Wege umzusehen, die eine 
Aenderung zum Bessern in Aussicht stellen. 
Das eine Mittel. Prämirungen bei Ausstellungen, wurde schon seit län 
gerer Zeit mit einigen, aber nicht ganz genügendem Erfolge angewendet, bis 
endlich — ohne das Prämirungswesen gänzlich aufzugeben — zu den Zucht 
rinder - Versteigerungen übergegangen wurde. Diese mit Konsequenz und nach 
einem bestimmten Plane durchgeführt, haben unstreitig die Eignung, günstig 
auf die Zucht einzuwirken, indem durch sie um so leichter edle Zuchtthiere 
Verbreitung finden, als sie in Folge der dieser Sache gewidmeten Staats- 
unterstützung zu einem Betrage abgelassen werden können der niedriger ist, wie 
der Kostenpreis. 
Allein die auch von anderen Ländern gestellte Nachfrage nach Zucht- 
rinder, wie sie Kärnten, Steiermark, Salzburg, Vorarlberg und das baierische 
Allgäu liefern, hat naturgemäß nicht nur die Preise gesteigert, sondern auch 
Anlaß gegeben, daß Mangel an verkäuflichen Thieren dieser Racen eintrat. 
Die oberösterr. Landwirthschafts-Gesellschaft suchte diesem Umstande theilweise 
dadurch zu begegnen, daß sie die Reinzüchtung beliebter Racen durch Abgabe 
von Original-Stieren als Blutauffrischer an solche Orte vermittelte, woselbst 
die gleiche Race ohnedem rein fortgepflanzt wurde und wo die betreffenden 
Züchter sich bereit erklärten, den für die Kompletirung ihres Viehstandes ent 
behrlichen Nachwuchs für die Rinder Versteigerungen abzulassen. Solcher 
„Zuchtanstaltm" bestehen mehrere in Oberösterreich und unter diesen eine zu 
Mondsee, die zufolge der auf sie verwendeten Mittel, dann ihrer örtlichen 
Lage und Wirthschafts-Verhältnisse wegen als Hauptzuchtanstalt zu betrachten 
ist. Die Landwirthschafts-Gesellschaft erhielt nemlich vom Ackerbau-Ministerium 
die Ermächtigung, aus den der Kriegsereignisse wegen nicht ganz zur Ver- 
\ Wendung gelangten Staats-Subventionen des Jahres 1870 einen Betrag von 
5000 fl. in der Weise dem genannten Unternehmen zuzuführen, daß diese 
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