Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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mehr als V 2 Loth. 50 Kilogramm geben einen jetzigen Zoll-Zentner also 
sind 100 Kilogramm, der sogenannte meterische Centner gleich 2 Zoll-Zentner. 
Dasselbe ist's mit den Flüfsigkeits- und anderen Hohlmaßen: Ein Liter- 
ist nicht ganz 3 Seidl und 100 solche Liter, 1 Hektoliter sind gleich l 3 / 4 
Eimer. Derselbe Hektoliter ist gleich 1 % Metzen. 
Die Flächen sind natürlich auch weit entfernt, Aehnlichkeit mit unseren 
Quadrat-Klaftern und Jochen zu haben, denn ein Quadrat-Meter ist erst 
Ys Quadratklafter, 100 sH Meter sind 1 Ar, das ist 27 ^Klafter und 100 
solche Are sind 1 Hektare, das ist 1% österreichische Joche. 
Also heißt es sich ganz neue Begriffe über die künftigen Größen machen 
und darum ist es besser, wenn diese neuen Größen gleich ganz andere Be 
nennungen haben als die alten, damit wir gar nie in Versuchung kommen 
sie zu verwechseln. 
Es wird da wohl Mancher fragen, ob es denn auch nothwendig sei, 
daß wir nun solche Maße und Gewichte haben müssen, welche unsere alten 
Gewohnheiten ganz komplet umstoßen und die scheinbar noch in ganz unan 
genehmer Proportion zu unseren alten Begriffen stehen; denn die Maße, welche 
anstatt den Metzen, Eimer, Zentner und Joche ins Leben treten und Hekto 
liter, Quintal und Hektare heißen, sind viel größer! 
Und da kann man mit gutem Gewissen sagen: —Ja, es ist noth 
wendig und im höchsten Grade zweckmäßig, daß diese neue 
Art zu messen und zu wiegen eintritt. 
Es sind 2 so hervorragende gewaltige Gründe, welche dafür sprechen, 
daß alle Schwierigkeiten davor verschwinden und alle Gegenvorstellungen ver 
stummen müssen. Fürs erste hat schon der größte Theil der europäischen 
Staaten, welcher eine Einwohnerzahl von 142 Millionen repräsentirt, dieses 
f einheitliche Maß- und Gewichtssystem angenommen, so daß'wenn dasselbe über 
all ins Leben getreten sein wird, der Handel und Verkehr ganz unglaublich 
erleichtert ist. Es ist ein Band, das bald die ganze Erde umschlingen wird, 
welches die Gesammtheit wie den Einzelnen vor den unzähligen Fatalitäten 
und Unannehmlichkeiten schützt, welche die Verschiedenheit und die daraus ent 
springende Unkenntniß der zahllosen in jedem Lande und Ländchen anders 
benannten Maße und Gewichte bedingen. Im Handel wird gewiß nicht das 
Jahr 1876 abgewartet werden, um dieses System einzuführen, ja wir sind 
überzeugt, daß es sich beim Kaufmanne bis dorthin längst eingebürgert hat. 
Speziell wir Landwirthe spüren den Nachtheil der Verschiedenheit der 
Maßbegriffe und Ausdrücke, so oft wir ein Buch oder eine Notiz in der 
Zeitung zu Gesichte bekommen, welche landwirthschaftliche Ziffern enthält und 
uns über Verhältnisse außer unserem engsten Vaterland berichtet. Bis wir 
umrechnen, was diese Zahlen nach unseren Begriffen und Benennungen be 
tragen, vergeht die kostbare Zeit und flüchtiges Notiren, augenblickliches Nach 
schlagen und Benützen ausländischer Schriften ist ungemein erschwert — ab 
gesehen davon, daß in unserem Gedächtnisse solch' ungewöhnte vielfach ver 
schiedene Ausdrücke nicht so leicht haften bleiben und daher noch dem Leser 
sehr bald wieder — verloren gehen. 
Während es jetzt keine kleine Aufgabe ist, aus Ernte-Berichten sich ein 
klares Bild zu machen, wenn es z. B. heißt, es wurden in Böhmen 10
	        
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