Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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steriuM hatte zur Deckung des Ausfalles eine Subvention von 1000 fl. be 
williget, welche auch ganz zur Verwendung kam. 
13. Der Umstand, daß die Zucht von Samen der Gemüse, sowie 
der verschiedenen auf dem Felde gebauten Rüben- und Kohlarten in Oester 
reich noch fast ganz darniederliegt, war die Ursache, daß das Ministerium 
zwei Stipendien von 800 sl. zu dem Zwecke widmete, daß geschickte Gärtner 
nach Deutschlaud gesendet werden konnten, um daselbst die Samen-Erzeugung 
und den Bau von Gemüsen im Großen auf dem Felde zu studiren. Einer 
derselben, H. Wözl, ist nach mehrmonatlichem Aufenthalte in Erfurt zurück 
gekehrt und wird auf dem Gute des Freiherrn von Suttner in Harmanns- 
dorf die erste Samenzuchtanstalt in Niederösterreich ins Leben rufen. Wir 
wollen hoffen, daß diese Anstalt bestens gedeihe und Nachahmung finde, damit 
die Millionen Gulden, welche für Samen ins Ausland wandern, dem Lande 
erhalten werden. 
14. Für Wanderlehrer wurde nur ein geringer Betrag ausgegeben, 
weil es im Laufe des Jahres 1870 nicht gelungen war, die erledigte land- 
wirthschaftliche Wanderlehrerstelle zu besetzen. Es ist dies aber im heurigen Jahre 
erfolgt, so daß der neue Wanderlehrer, Herr Gabriel Belleville, vom 
1. April an thätig ist und vom 1. Juli an auch ein Wanderlehrer für den 
Wein- und Obstbau und für die Kellerbehandlung des Weines, Herr Her 
mann Göthe, seinen Dienst antreten wird. Es wird auf diese Weise nicht 
blos für das landwirthschaftliche Bedürfniß, sondern auch speziell für die in 
Niederösterreich so wichtigen Zweige der Landwirthschaft, den Obst- und Wein 
bau, gesorgt sein und es wird nur von den Bezirksvereinen und Gemeinden 
abhängen, die Vortheile dieser.Einrichtung sich im ganzen Umfange zu sichern. 
Wir glauben wohl, daß nach den vielfachen Erfahrungen, welche in 
der Länge der Zeit über die Erfolge der Thätigkeit der Landwirthschafts 
Gesellschaften gemacht worden sind, nachgerade jeder vernünftige Mensch zu 
der Ueberzeugung gelangt sein kann, daß vor Allem der Unterricht es ist, 
welcher uns in bessere Zustände bringen kann. Alle Prämien und die besten 
Gesetze bleiben wirkungslos, wenn es an der nöthigen Erkenntniß von Seiten 
des unmittelbar betheiligten kleinen Grundbesitzers fehlt. Die verbesserte Volks 
schule, die landwirthschaftlichen Fortbildungsschulen, die Wanderlehrer, die 
Bereisungen des Ingenieurs und dessen persönlicher Verkehr mit den Land 
wirthen werden gewiß die besten Mittel vorstellen, um die Wirthschaft zu 
heben. Von dieser Ansicht ausgehend, ist auch auf Gesellschaftskosten für Her 
ausgabe eines Lehrbuches für Fortbildungsschulen gesorgt worden, welches um 
sehr ermäßigten Preis an die Bezirksvereine abgelassen wird*). Der Erfolg 
war auch entsprechend, indem die erste Auflage bald vergriffen war und an 
die Veranstaltung einer zweiten Auflage geschritten werden konnte, in welcher 
Beziehung nun mit der Buchhandlung F a e s y und F r i ck ein Uebereinkom- 
men getroffen wurde, welches den Bezirksvereinen ebenfalls einen Vorzugs 
preis sichert. 
*) Lehrbuch der Landwirthschaft für das Volk von Peter Nik. Feuser, langjährig 
praktischem Landwirthe, nun landw. Wanderlehrer für die Steiermark. 
III. Auflage 1871.
	        
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