Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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Zunächst wurde ein Betrag von 1200 fl. dazu verwendet, um ein 
Mitglied des Flachsbau - Comito, Herrn Peter, in die berühmtesten Flachsbau- 
Gegenden Belgiens reisen und die dortige Kultur und Behandlung des Flach 
ses beobachten und genau studiren zu lasten. Die nutzbare Anwendung wird 
im heurigen Jahre gemacht werden, indem Herr Peter den Sommer im 
V. O. M. B. zubringen wird, um sich daselbst ganz der Hebung des Flachs 
baues zu widmen, insbesondere das belgische Röstverfahren einzuführen. Die 
Vermittlung des Bezuges von russischem Leinsamen wurde fortgesetzt, und 
wurden 142 Tonnen im Geldbeträge von 3465 fl. 30 kr. angekauft. 
Auf verschiedene Subventionen zum Ankaufe von Samen, sowie für 
die Flachs - Ausstellung in Schrems wurden 400 fl. gegeben. Der im vorigen 
Jahre ausgeschriebene Preis von 300 fl. für die erste Röstanstalt nach belgi 
schem Muster wurde der Anstalt in Sebenstein zuerkannt; jedoch dieser Be 
trag von der hohen Besitzerin, der Frau Fürstin Liechtenstein, den Bezirks 
vereinen Gloggnitz und Neunkirchen zu gleichen Theilen überlassen. 
9. Der Obstbau wurde im vorigen Jahre reichlich bedacht, indem für 
denselben 2805 fl. 95 kr. in Verwendung kamen: Hievon sind 1100 fl. für 
die Gründung von Gemeinde-Baumschulen, 160 fl. zur Unterstützung von 
Schulgärten, 100 fl. zur Anschaffung von Rebsetzlingen verwendet worden. 
Eine neue Einrichtung war die Abhaltung eines eigenen Curses für Obstbaum 
wärter, der im Frühjahre in Klosterneuburg zu Stande kam und wofür an 
Stipendien und Honoraren 700 fl. in Ausgabe kamen. Dieser Curs wird 
in den nächsten Jahren fortgesetzt werden und es bleibt nur zu wünschen, 
daß die Wichtigkeit dieser Maßregel von den Bezirksvereinen in ihrer ganzen 
Tragweite erfaßt und dadurch eine ausreichende Bewerbung um die ausgeschrie 
benen Stipendien erzielt werde. 
Alles Setzen von Obstbäumen wird eine vergebliche Mühe sein, so 
lange die Gemeinden nicht dafür sorgen, daß auch gelernte Obstbaumwärter 
sich mit der Pflege der gesetzten Bäume befassen können. Solche Leute heran 
zuziehen, ist nun der Zweck dieser Curse. 
Es sind im vorigen Jahre auch Prämien für das Abraupen, insbe 
sondere für das Vertilgen von Eiern und Puppen von obstschädlichen Insek 
ten ausgeschrieben gewesen, jedoch aus Mangel an Bewerbern nur Ein sol 
ches Prämium im Betrage von 20 fl. vertheilt worden. Die Ausschreibung 
wurde daher bis Ende Juni d. I. verlängert. 
10. Um die Wiesenkultur zu fördern, wurde ein Wiesenhobel und eine 
Wiesenmoosegge angekauft, welche an die Bezirksvereine ausgeliehen werden. 
Der Ingenieur der Gesellschaft erhielt den Auftrag, bei seiner Bereisung der 
Wiesenthäler auf die Vortheile dieser Werkzeuge aufmerksam zu machen und 
deren Gebrauch zu zeigen. 
11. In Betreff der Hebung der Alpenwirthschaft wurde die Bereisung 
der Alpengebiete fortgesetzt und in diesem Jahre das Alpengebiet des V. U. W. W. 
von einem sachkundigen Manne bereist, dessen Vorschläge man bei den im 
heurigen Jahre vorgeschlagenen Maßregeln berücksichtiget hat. 
12. Für die Hebung der Kartoffelkultur wurde auch ein Schritt ge 
macht, indem von Gülich 277 Ctr. Saatkartoffel angekauft und um er 
mäßigten Preis an die Bezirksvereine wieder abgelassen wurden. Das Mini-
	        
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