Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

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birn, frühe Damenbirn, Gute Graue, grüne Hojerswerder, Honigbirn, frühe Na- 
gowizbirn, Prinzessin Marianne, Römische Schmalzbirn, Sommer-Robine. 
Obgleich auch einige Winterbirnen nicht so empfindlich sind, und reich 
liche Früchte bringen, so ist doch zu berücksichtigen, daß die Birnen größere 
Ansprüche an Boden und Klima machen, wenn sie gut, fein und vollständig 
befriedigen sollen. Die Früchte der genannten Sorten gehören zu dem besten 
Tafel-, Wirthschafts- und Marktobst. Ueberdieß gibt es in den verschiedenen 
Bezirken recht gute erprobte Lokalsorten, deren Vermehrung wünschenswerth 
wäre. Leider haben diese Sorten selten Namen, oder solche Namen, welche 
vom Standorte oder von der Bezugsquelle stammen; wie z. B. der in einigen 
Gegenden vorkommende Petermörtel-Apfel oder Planken - Apfel. Es märe ge 
wiß von Wichtigkeit, solche Lokalsorten, deren Bäume sich durch schönen 
Wuchs, Ausdauer, reichliche Früchte oder durch besondere Güte der Früchte 
für Küche oder Keller auszeichnen, allgemein bekannt zu machen und zu ver 
breiten, sowie auch dieselben zu bestimmen und deren Namen richtig zustellen. 
Hierzu wären Kollektiv-Ausstellungen von Bezirken, Kreisen oder auch 
vom ganzen Lande in guten Obstjahren sehr geeignet; wie dieß in Deusch- 
land, und besonders auch in Baiern schon lange der Fall ist, wo während 
des Oktoberfestes diese Ausstellung von Obst nach Kreisen re. in den Odeon- 
Sälen zur allgemeinen Besichtigung und zur Richtigstellung der Namen — 
stattfindet. 
Da ohnedieß jährlich von Seite des hohen k. k. Ackerbau-Ministeriums 
Staats-Preise für Obst bestimmt werden, so wäre diese Durchführung gewiß 
möglich, entweder in Liuz oder abwechselnd an anderen Orten. Für den Be 
zirk Kremsmünster ist solch eine Obstausstellung schon seit 2 Jahren in Aus 
sicht gestellt; leider verhinderte die so geringe Obsternte die Ausführung. 
Für hohe und rauhe Lagen wären auch Halbstämme und Kesselbäume 
geeignet; abgesehen davon, daß die Bäume und deren Früchte durch Winde 
nicht so viel leiden würden, ist auch die Arbeit weniger und bequemer, so 
wie auch die Früchte durch die Nähe am Boden, wo bekanntlich die Wärme 
länger anhält, an Güte gewinnen würden. Hierzu wäre außer dem Kernobst 
auch Steinobst geeignet, besonders die vorzüglichen Strauch-Weichsel, wie 
z. B. die Ostheimer- und Frauendorfer-Weichsel und die frühe Amarelle, 
Herzogin von Angouleme re. 
Ebenso wäre die Anpflanzung des Beerenobstes zu empfehlen, dessen 
jährlicher reichlicher Ertrag die wenige Arbeit dankbar lohnt. 
Die Pflege der Obstbäume ist im Allgemeinen gut zu nennen, bei der 
großen Anzahl der Obstbäume auf den bäuerlichen Besitzungen, und bei den 
vielen anderen wichtigen Berufsarbeiten des Landwirthes ist es wirklich lobens- 
werth, daß die Baumkronen ordentlich ausgeputzt, und die Baumscheiben jähr 
lich umgestochen werden. Nur sehr selten kommen Fälle vor, daß man ver 
wilderte Bäume oder halbabgcstorbene, oder solch am Boden aufliegende Obst- 
bäume sieht, auf welchen sich gar die Mistel eingenistet hat. 
Beim Entfernen der überflüssigen, sich kreutzenden, oder in die Krone 
hineinwachsenden Aeste, oder der frechen Wasserschosse und der dürren Aeste, 
soll der Schnitt knapp am Stamme vorgenommen, und die Wunde rein 
glatt geschnitten werden, damit sie sich leicht vernarben könne. Bei grö-
	        
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