Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1872 (1872)

umschlossenen Bäume zu hoch empor wachsen. Solche Bäume können dem 
Winde nicht wiederstehen und ich hatte unlängst nach einem bedeutenden 
Sturme Gelegenheit zu bemerken, daß sehr viele Bäume mit den Stangen 
am Boden lagen, oder von den Stangen abgerissen waren. Wenn solche hohe 
Bäume verpflanzt werden, so wird der Stamm in der Höhe von 7' abge 
worfen und sohin die Krone mit den daselbst angesammelten Reservestoffen 
gänzlich entfernt. Der einem Rechenstabe ähnliche kahle Baum soll nun Wurzel 
und zugleich die zum Gedeihen nothwendigen Blattknospen treiben! Durch 
diesen gewaltsamen Vorgang bleibt der Baum selbst, wenn günstige Verhält 
nisse vorhanden sind, wenigstens um 1 Jahr zurück, oder er stirbt gänzlich 
ab. Man kann wohl nicht vom Baumwärter verlangen, daß er seine Bäume 
nach der Dietrich'schen Methode mittelst jährlichen Rückschrittes des Leit 
zweiges erziehen soll; denn er würde bei unseren Landwirthen wenig Absatz 
finden; überdieß ist dieß auch nicht nöthig. In diesen bäuerlichen Baum 
schulen , wo der Boden nicht durch mehrmalige Anpflanzung erschöpft wird, 
gedeihen die Bäume so üppig und kräftig, daß sie mit Gipfeltrieb bald an 
den Stangen die nöthige Stärke erreichen. Nur wäre dringend zu empfehlen, 
daß bei solchen Bäumen 1—2 Jahre vor dem Ausgraben der Kopftrieb in 
der Höhe von 7' geschnitten würde, damit sich eine kleine Krone entwickle. 
Bei der Umpflanzung solcher Bäume kann die Krone beschnitten werden oder 
auch gänzlich unbeschnitten bleiben; im letzteren Falle ist der Schnitt derselben 
erst im nächsten Frühjahre vorzunehmen. Die auf diese Weise behandelten 
Bäume gedeihen viel rascher und üppiger wie die anders gezogenen. 
Was den Obstbau in den verschiedenen Bezirken Oberösterreichs im 
Allgemeinen betrifft, so ist zu bemerken, daß derselbe mit Ausnahme des 
oberen Mühlkreises überall fast eben so ausgebreitet ist, wie im Bezirke 
Kremsmünster. Da die Kultur, die Verwendung des Obstes zum Dörren 
und Mosten, sowie die Sorten, mit geringer Ausnahme und auch die 
übrigen Verhältnisse hier wie dort ziemlich gleich sind, so gibt mein Aufsatz 
im landwirthschaftlichen Kalender vom Jahre 1871 genügende Auskunft. 
Ich habe bereits gelegenheitlich bemerkt, daß auch im oberen Mühl 
viertel der Obstbau in großem Umfange betrieben werden könnte. Die einzel 
nen Pflanzen beweisen dieß; ebenso wissen wir, daß in Norddeutschland in 
sehr hohen Lagen, selbst über 2000 Fuß Meereshöhe, und in Norwegen und 
.Schweden auch Obstbäume gedeihen und Früchte bringen. 
Selbstverständlich muß hier zuerst die von Ost - und Nordwinden ge 
schützte Lage, sowie die Bodenbeschaffenheit und ferners berücksichtigt werden, 
daß auch harte wenig empfindliche und doch reichlich tragende Obstsorten zur 
Anpflanzung gewählt werden. Zu diesem Behufe möchte ich nachfolgende Obst 
sorten besonders empfehlen. Von Sommer-, Herbst- und Winteräpfeln: 
Weißer und rother Astrakan, früher Schmalzapfel, Sommer-Parmain und 
Winter-Gold-Parmain, rother Eifer-Apfel, Danziger Kantapfel, Down- 
ton's-Oelkofer- und Parkens grauer Pepping, Rother Herbstrambour; Ana 
nas-, Breda-, Canada-, Kasseler-, Muskat-, Radauer und süße Herbst- 
Reinette, Sommer-Rabau, früher Tafetapfel, Wellington, Zwiebelapfel. 
Ebenso von Birnen: Englische Sommerbutterbirn, weiße Herbstbutter-
	        
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